Die «Gelben Warnwesten» wollen am Samstag im Protest gegen die hohen Spritpreise und die geplante Dieselsteuer-Erhöhung Paris lahmlegen.
Demonstranten stehen in Marseille und protestieren mit gelben Westen gegen den Spritpreis.
In gelben Westen wird in Frankreich gegen die hohen Spritpreise demonstriert. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag soll Paris von den «Gelben Warnwesten» lahmgelegt werden.
  • Sie wollen ein Zeichen gegen die hohen Spritpreise und die Politik von Macron setzen.

Ganz Paris ein Meer aus Gelb: So stellen sich die «Gelben Warnwesten» (gilets jaunes) den Samstag vor. Dann will die Bürgerbewegung im Protest gegen die hohen Spritpreise und die geplante Dieselsteuer-Erhöhung die französische Hauptstadt lahmlegen – und ein Zeichen gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron setzen. Dieser kündigte nun erstmals mögliche Zugeständnisse an.

In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter verbreiten sich seit Tagen Aufrufe zu einer Massenkundgebung. Die Demonstranten sollten sich «zu Fuss, mit dem Pferd und mit dem Auto» in ganz Paris verteilen und Strassen und Plätze blockieren, heisst es in einem Video des Aktivisten Frank Buhler, das bereits mehr als 165'000 Mal angeklickt wurde. «Am 24. November wird Paris eine tote Stadt sein», sagt er voraus.

300'000 Menschen auf der Strasse

Die Regierung will die Bewegung eingrenzen, die vergangenes Wochenende knapp 300'000 Menschen auf die Strassen gebracht hatte. Sie hat den Demonstranten das Marsfeld am Eiffelturm angeboten. Dieser Ort biete «die für die Sicherheit notwendigen Bedingungen», erklärte Innenminister Christophe Castaner. Zugleich drohte er Blockierern mit einer «unerbittlichen» Antwort der Behörden.

«Wir haben die Botschaft der Bürger erhalten», sagte ein Mitarbeiter Macrons nun der Nachrichtenagentur AFP. Der Präsident wolle am Dienstag bei der Vorstellung der lange erwarteten Energiewende-Pläne einen «Sozialpakt» ankündigen, um die ab Januar geplante Ökosteuer auf Diesel «gerecht und demokratisch» auszugestalten.

In den Protest gegen hohe Spritpreise und Steuern hat sich jedoch längst allgemeiner Unmut über die Politik des angeblich «neoliberalen» Präsidenten gemischt. «Macron démission» (Macron tritt zurück) lautet das Schlagwort der Aktivisten. Es erinnert an die «Merkel muss weg»-Rufe bei Pegida-Demonstrationen.

«Dort wo öffentliche Dienstleistungen und Geschäfte verschwinden»

Einer bestimmten politischen Strömung lässt sich die Bürgerbewegung laut dem Demographen Hervé Le Bras allerdings nicht zuordnen. Es gingen vor allem Bürger aus ländlicheren Gebieten auf die Strasse – «dort wo öffentliche Dienstleistungen und Geschäfte verschwinden und sich die Menschen abgehängt fühlen», sagt der Forscher.

Zu teurer Sprit, zu hohe Steuern, zu niedrige Einkommen und Renten: Im Zentrum der Proteste steht die Kaufkraft. Die ist für französische Haushalte zwischen 2008 und 2016 jährlich im Schnitt um 440 Euro gesunken, wie Ökonomen der Pariser Universität Sciences-Po errechnet haben.

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