Fehlende Bereitschaft und unzureichende Ausrüstung: Ein wohl versehentlich geleaktes Geheimpapier zeigt die Probleme der russischen Armee im Ukraine-Krieg auf.
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Kremlchef Wladimir Putin. - Ilya Pitalev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die russische Regierung hat offenbar versehentlich ein Geheimdokument veröffentlicht.
  • Dieses enthält Informationen zu Russlands Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst.
  • Moskau will wegen «mangelnder Bereitschaft» nun den Druck auf die Bürger erhöhen.
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Chaotische Mobilmachungen, fehlende Bereitschaft oder mangelnde Ausrüstung: Seit längerem kursieren Berichte, wonach die russische Armee im Ukraine-Krieg mit internen Problemen kämpft.

Das russische Verteidigungsministerium hat in einer eigenen Online-Zeitschrift nun ein Dokument veröffentlicht, welches die Komplikationen konkret benennt. Allerdings war dieses Papier wohl nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt: Wie das russische Portal «The Insider» berichtet, wurde das Dokument kurz nach der Publikation wieder gelöscht, ist im Web-Archiv aber noch einsehbar.

Eine Mega-Panne!

In dem Dokument benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski mit Blick auf die Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: Einerseits wird «die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten» genannt. Andererseits hätten die Streitkräfte «Probleme mit der Versorgung mit Waffen und Ausrüstung».

Schaffung einer neuen Armee im Ukraine-Krieg geplant

Burdinski macht dem Portal zufolge den «Informationsdruck durch Internet-Blogger» für die Dienstverweigerung vieler Russen verantwortlich. Denn: Selbst Pro-Kreml-Aktivisten schweigen nicht mehr über die Rückschläge der russischen Armee im Ukraine-Krieg.

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Die Armee von Russlands Präsident Wladimir Putin kämpft seit längerem im Ukraine-Krieg mit internen Problemen.
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Nun hat das russische Verteidigungsministerium wohl versehentlich ein Geheimdokument veröffentlicht, in dem die Komplikationen konkretisiert werden.
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Moskau will wegen der «mangelnden Bereitschaft» nun den Druck auf die Bürger stark erhöhen.

Wie es im Dokument weiter heisst, habe das Militär deshalb eine Datenbank mit 31,6 Millionen Menschen angelegt, von denen 2,9 Millionen im wehrpflichtigen Alter sind. Die Behörden würden auch aktuelle Handynummern und E-Mailadressen der Menschen sammeln. Militärausschüsse und das Innenministerium würden dieses Jahr zudem organisierte Razzien gegen Wehrpflichtige durchführen.

Weiter plane der Generalstab die Schaffung einer neuen Armee. Diese beinhalte Luftstreitkräfte, Armeekorps, fünf Divisionen sowie 26 Brigaden. Der Reservefonds der Regierung habe zudem fünf Milliarden Rubel für «Anreize» für Offiziere, die sich mit der Mobilisierung der Wehrpflichtigen befassen, bereitgestellt. Das sind umgerechnet rund 56 Millionen Franken.

Moskau äusserte sich nicht zu der vermeintlichen Veröffentlichungspanne.

Chaos bei Mobilmachung

Kremlchef Wladimir Putin hatte im vergangenen September die Mobilmachung von rund 300'000 Reservisten angeordnet und damit eine regelrechte Panik in Russland ausgelöst. Hunderttausende Russen flohen damals ins Ausland.

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Entgegen anderslautender Aussagen aus dem Kreml befürchten viele Menschen aktuell, dass eine weitere Einberufungswelle geplant sein könnte.

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