Gedenken an das Oktoberfest-Attentat vor 40 Jahren
Heute vor 40 Jahren ereignete sich das Oktoberfest-Attentat in München. Erst im Juli wurde der Anschlag als rechter Terror anerkannt.

Das Wichtigste in Kürze
- Heute vor 40 Jahren verloren mehrere Menschen beim Oktoberfest-Attentat ihr Leben.
- Erst im vergangenen Juli wurde die Tat als rechtsextremistisch eingestuft.
- An der Gedenkfeier nahmen hochrangige Gäste aus Politik und Gesellschaft teil.
Jahrzehnte war das Oktoberfest-Attentat einem Einzeltäter mit privaten Motiven zugeschrieben worden. Jetzt erst wird es offiziell als rechter Terror bewertet. Das Gedenken zum 40. Jahrestag wird so zu einem starken Appell gegen Rechts – es ist auch die Stunde der Opfer.
Überlebende schildern in bewegenden Worten ihre Lage, erstmals ist mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Staatsoberhaupt dabei: Heute erinnerten hochrangige Gäste aus Politik und Gesellschaft sowie Vertreter der Opfer auf der Theresienwiese in München an das Oktoberfest-Attentat. Es ist der schwerste rechtsextremistische Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik.
Kamp gegen Rechtsextremismus muss verschärft werden
Deutlicher denn je geht von dem Gedenken der Appell aus: Der Kampf gegen Rechtsextremismus und rechte Netzwerke muss verschärft werden.
«Der Rechtsextremismus hat tiefe Wurzeln in unserer Gesellschaft», sagt Steinmeier. «Die rechtsterroristischen Mordtaten der vergangenen Jahrzehnte waren nicht das Werk von Verwirrten.» Die Täter seien eingebunden gewesen in Netzwerke des Hasses und der Gewalt. «Diese Netzwerke müssen wir aufspüren.»
«Tat eines Einzelnen aus privatem Frust»
Am 26. September 1980 hatte eine Bombe zwölf Wiesn-Gäste und den rechtsextremen Bombenleger Gundolf Köhler in den Tod gerissen. Über 200 Personen wurden verletzt.
Die Bundesanwaltschaft hatte erst im Juli nach neuen Ermittlungen die Tat als rechtsextremistisch eingeordnet. Früher sprachen Ermittler von der Tat eines Einzelnen aus privatem Frust.
Klarer als je räumen Politiker nun nicht nur Fehler bei den damaligen Ermittlungen, sondern auch bei der politischen Einschätzung ein. «Ihre Hilferufe hat man ignoriert. Ihre Forderungen nach Unterstützung wurden oft genug abgelehnt und sie selbst sogar als Simulanten diffamiert». So Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: «Es tut mir leid. Und ich entschuldige mich für die Fehler, die in den Ermittlungen und in der Einschätzung zu der Tat gemacht wurden.» Er spreche als Rechtsnachfolger aller anderen Ministerpräsidenten und als Verantwortlicher für den Freistaat.
«Vierzig Jahre ungelebtes Leben»
Eindrücklich schilderten Überlebende ihre Geschichte. «Ich möchte endlich wieder auf einen Berg steigen, mit dem Rad um den Starnberger See fahren». Dies sagte die als Folge gehbehinderte 73-jährige Renate Martinez.
Robert Höckmayr (52) sagte, die Kultur des Erinnerns sei ein starkes Signal einer wachsamen Gesellschaft gegen Rechts. Vergessen sei aber nicht möglich.

«So habe ich zwei Geschwister direkt beim Anschlag verloren. Vierzig Jahre Gedenken. Das ist für mich daher vor allem ein Denken an ihre vierzig Jahre ungelebtes Leben.»
«Aus Zerstörung muss wieder etwas wachsen»
Die Überlebenden riefen auf zum Kampf gegen Rechts - aber auch zu Optimismus. Das Attentat dürfe nicht in Vergessenheit geraten, sagte die damals ebenfalls schwer verletzte Gudrun Lang. Sie habe ihre erste grosse Liebe verloren.
«Das Attentat zwang mich und viele andere zu einer neuen Wegführung, mit der ich mich erst nur schwerlich zurechtfand.» Aber sie sagt auch: «Aus Zerstörung muss wieder etwas erwachsen - nicht Hass, sondern die Hoffnung des Guten.»
Dimitrios Lagkadinos (57), der beide Beine verlor, mahnte, Rechtsextremismus nähre sich aus Hass und Ausgrenzung. Er gehe selten von Einzelnen aus, sondern sei organisiert und vernetzt. Er rief auf, nicht nur in der Vergangenheit zu bleiben. «Das Leben ist schön», lautet der Appell des Mannes, der seit 40 Jahren im Rollstuhl sitzt.