Leichnam des früheren spanischen Diktators Franco umgebettet
Nach jahrelangen politischen und juristischen Auseinandersetzungen ist der Leichnam des früheren spanischen Diktators Francisco Franco umgebettet worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Anhänger feiern Ankunft Francos an neuer Ruhestätte mit Faschistengruss.
Francos Grab in seinem imposanten Mausoleum nahe Madrid wurde am Donnerstag im Beisein seiner Familie geöffnet. Ein Hubschrauber brachte den Sarg anschliessend zum Friedhof Mingorubbio nördlich der spanischen Hauptstadt, wo der Ex-Diktator an der Seite seiner Ehefrau erneut bestattet wurde. Vor dem Friednhof feierten Anhänger den Ex-Diktator mehr als 40 Jahre nach dessen Tod.
Mehr als 20 Angehörige waren nach Angaben der Regierung in der Basilika des Mausoleums anwesend, als die tonnenschwere Steinplatte auf Francos Grab entfernt wurde. Der marode Sarg wurde dann zunächst gesichert und anschliessend hochgewuchtet.
Auf Live-Bildern des spanischen Fernsehens war zu sehen, wie acht Angehörige den mit einem Blumenkranz und einem Banner mit dem Familienwappen geschmückten Sarg des verstorbenen Diktators zu einem Bestattungswagen trugen. Unter ihnen befand sich auch sein Urenkel Louis de Bourbon, ein entfernter Cousin des spanischen Königs Felipe VI.. «Es lebe Spanien, es lebe Franco!», riefen die Angehörigen.
Ein Militärhubschrauber brachte den Sarg anschliessend zum nördlich von Madrid gelegenen staatlichen Friedhof von El Pardo-Mingorrubio. Dort wurde Franco unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem Familiengrab neben seiner 1988 gestorbenen Frau Carmen Polo beerdigt - nach einer Messe unter Leitung des Priesters Ramón Tejero. Der Geistliche ist der Sohn des Oberleutnants Antonio Tejero, der 1981 einen fehlgeschlagenen Putsch in Spanien angeführt hatte.
Vor dem Friedhof in El Pardo-Mingorrubio versammelten sich am Donnerstag rund 200 Demonstranten, die Franco mit Sprechchören feierten. Teilnehmer sangen die Hymne der faschistischen Falange-Partei aus den Zeiten des spanischen Bürgerkriegs und zeigten den Faschistengruss. «Franco wird niemals sterben», sagte Miguel María Martínez. «Ich musste kommen, um ihm für alles zu danken, was er für uns getan hat.»
Spaniens sozialdemokratischer Ministerpräsident Pedro Sánchez begrüsste die Umbettung. Diese setze dem «moralischen Affront» ein Ende, den die «Verherrlichung» des Ex-Diktators in der Öffentlichkeit bedeutet habe, sagte er in einer Ansprache. Das Mausoleum sei ein «Anachronismus und eine Anomalie» für eine Demokratie gewesen. Sánchez hatte sich seit seinem Amtsantritt im Juni 2018 dafür eingesetzt, den Leichnam umzubetten.
Über die letzte Ruhestätte für Franco wurde in Spanien lange gestritten. Das Oberste Gericht des Landes hatte im September eine Berufung von Francos Angehörigen gegen die Exhumierung zurückgewiesen. Sein monumentales Mausoleum im Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen), das der Diktator selbst hatte bauen lassen, war seit Jahren eine Pilgerstätte für Rechtsextreme.
Franco war als Sieger aus dem Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 zwischen seinen rechten Putschisten und den Anhängern der republikanischen Regierung hervorgegangen; er regierte Spanien bis zu seinem Tod am 20. November 1975 mit harter Hand.
In einer aktuellen Umfrage befürworteten 43 Prozent der Befragten die Umbettung. Knapp ein Drittel war dagegen, der Rest unentschlossen. Im Valle de los Caídos sind die Leichen von mehr als 30.000 Opfern des spanischen Bürgerkriegs begraben, unter ihnen Kämpfer beider Seiten.