Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben am Donnerstag nach eigenen Angaben einen tödlichen Anschlag auf einen Militärstützpunkt in der Stadt Gardes verübt.
Opfer nach Anchlag auf Beerdigungszeremonie
Opfer nach Anchlag auf Beerdigungszeremonie - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Spannungen drohen nach zwei Angriffen zu eskalieren.

Dies sei eine Reaktion auf Anordnungen der Regierung in Kabul, wieder militärisch gegen die Taliban vorzugehen, schrieb Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid in einer WhatsApp-Mitteilung an Medien. Nach Behördenangaben wurden fünf Zivilisten getötet und 19 weitere Menschen verletzt, darunter fünf Armeeangehörige.

Das afghanische Innenministerium bestätigte den Anschlag auf den Stützpunkt. Afghanischen Behördenvertretern zufolge wurde der Stützpunkt im östlich gelegenen Gardes mit einem mit Sprengsätzen beladenen Fahrzeug attackiert. Ein Vertreter der Gesundheitsbehörden der Provinz bestätigte die Opferzahl. Die Taliban sprachen dagegen von «dutzenden getöteten und verletzten Soldaten». Zivile Opfer habe es nicht gegeben.

Nach zwei Anschlägen mit dutzenden Toten am Dienstag drohen die Spannungen zwischen den Taliban und der Regierung erneut zu eskalieren. Präsident Aschraf Ghani machte für beide Taten die Taliban und die IS-Miliz verantwortlich und ordnete die Wiederaufnahme der militärischen Offensive der Regierungstruppen gegen aufständische Gruppen an.

Die Taliban bestreiten eine Beteiligung an den Anschlägen vom Dienstag und warnten, sie seien «voll und ganz vorbereitet», um auf Angriffe der afghanischen Streitkräfte zu reagieren.

Bei einem der Anschläge am Dienstag auf eine Entbindungsklinik in Kabul waren mindestens 24 Menschen gestorben, zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Zu einem zweiten Anschlag auf eine Beerdigungszeremonie mit 32 getöteten Trauergästen in der Provinz Nangarhar bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Die Anschläge sorgten international für Entsetzen. Bilder von toten Müttern und in blutgetränkte Decken gewickelten Babys gingen um die Welt. Die Entbindungsklinik wird von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt, die später mitteilte, dass eine Frau während des Angriffs ein Kind zur Welt gebracht habe.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die «abscheulichen und feigen Terroranschläge». Es sei «besonders verabscheuungswürdig, Säuglinge, Kinder, Mütter und Gesundheitspersonal gezielt anzugreifen», hiess es in einer Erklärung.

Mit den jüngsten Attacken steht die Zukunft des im Februar eingeleiteten Friedensprozesses in Afghanistan, der ohnehin als fragil gilt, verstärkt in Frage. Die USA und die Taliban hatten am 29. Februar in Doha ein Abkommen unterzeichnet. Es soll den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ebnen.

Das Abkommen sieht unter anderem vor, dass die Taliban grosse Städte und internationale Truppen nicht mehr angreifen. Seit der Unterzeichnung haben die Taliban nach eigenen Angaben keine grösseren Angriffe in Kabul und anderen Städten begangen, allerdings attackierten sie regelmässig afghanische Streitkräfte in der Provinz.

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