Früherer Schweizer Botschafter sieht Stabilität des Iraks in Gefahr
Der iranische General Qassem Soleimani wurde bei einem US-Raketenangriff getötet. Ex-Botschafter Tim Guldimann sieht nun die Stabilität im Irak gefährdet.

Das Wichtigste in Kürze
- Erst kürzlich wurde der iranische General Kassem Soleimani vom US-Militär getötet.
- Ex-Botschafter und Nationalrat Tim Guldimann sieht die Stabilität im Irak nun gefährdet.
- Für die Stabilität im Irak war bisher hauptsächlich der Iran zuständig.
Erst kürzlich wurde der iranischen General Qassem Soleimani durch das US-Militär in Bagdad getötet. Der frühere Schweizer Botschafter im Iran, Tim Guldimann, sieht die Stabilität des Iraks «sehr gefährdet». Der «Iran hat sich sehr dafür engagiert, (...) dass das Land nicht zerfällt, auch noch nach dem Plebiszit für die Unabhängigkeit der Kurden.» Dies sagte Ex-Nationalrat Guldimann am Samstag im Deutschlandfunk. «Die Frage ist, (...) ob (der) Iran diese Stabilität im Irak aufrechterhalten kann.»
Derzeit sei es unmöglich, einen Konsens zwischen Schiiten, den Kurde und den Sunniten zu finden, sagte Guldimann. Es habe grosse Demonstrationen gegen das Bagdader Regime und den iranischen Einfluss gegeben. «Diesen ist jetzt (US-Präsident Donald) Trump quasi in den Rücken gefallen.»
Keine US-Botschaft in Teheran
Weil die USA in Teheran keine Botschaft haben, vertreten Schweizer Diplomaten seit 1980 die US-Interessen in Teheran. Guldimann war von 1999 bis 2004 Schweizer Botschafter in Teheran. Soleimanis Tötung nannte der Diplomat einen «Kriegsakt gegen die oberste Staatsführung» des Irans. «Man muss sich mal vorstellen, hätten die Iraner einen hohen Vertreter der amerikanischen Regierung ermordet. Das wäre Staatsterrorismus in unseren Augen», sagte er.

Auf die Frage, ob auch Soleimanis Tötung Staatsterrorismus sei, sagte Guldimann: «Ich möchte das jetzt nicht so bezeichnen. Es ist ein Akt, den ich nicht verstehe im Hinblick auf die amerikanischen Interessen.»
Er fügte hinzu, «ich kann mir nicht vorstellen, dass dahinter eine gut überlegte Strategie ist. Es ist eher ein Gewaltakt, um zu zeigen, (...) wie stark die Amerikaner sind und zuschlagen können.» Doch jetzt setzten sich die Amerikaner in der Region Vergeltungsmassnahmen aus.
«Was tut Europa? Europa schweigt»
«Da wird etwas passieren.» Der Iran werde strategischer denken, was er machen kann und was nicht. Eine diplomatische Lösung des Konfliktes würde Guldimann zufolge ein beiderseitiges Interesse voraussetzen, sich zu verständigen. Der US-Angriff sei kein Ausdruck des Willens, ins Gespräch zu kommen.
Das iranische Regime werde jetzt seine Ränge schliessen. «Die Tatsache, dass Amerika das Atomabkommen vor eineinhalb Jahren aufgekündigt hat und damit den Konflikt eskaliert hat. Dies ist eine Politik, die jetzt sehr schwer zurückzuholen ist. Und die Frage ist natürlich auch, was tut Europa? Und Europa schweigt.»