Friedenspreisträgerin Aleida Assmann will Debatte um Nationsbegriff

DPA
DPA

Deutschland,

Die Friedenspreisträgerin Aleida Assmann will eine Debatte um den Begriff Nation starten. Nationen wandeln sich, besonders in Rahmen wie der EU.

Aleida Assmann
Aleida Assmann, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, nahm auf der Frankfurter Buchmesse an einer Pressekonferenz teil. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Aleida Assmann will den Begriff der Nation neu diskutieren.
  • Die Intellektuellen hätten es nicht vermocht zu einem positiven Nationenbegriff zu kommen.

Friedenspreisträgerin Aleida Assmann hat eine Debatte um den Begriff der Nation gefordert. In einem Interview mit der «Welt am Sonntag» zählte die Kulturwissenschaftlerin Fragen auf, beispielsweise wie sich die Nationen verwandeln, «wenn sie in den gemeinsamen Rahmen Europa eintreten? Welche Werte halten sie zusammen. Ist es nur der Euro? Wie entsteht ein Gefühl der Solidarität?»

Nach Ansicht der 71-Jährigen sind Demokratien kein Bollwerk gegen autoritäre Bewegungen. «Gegen solche Bewegungen hilft meines Erachtens aber auch nicht die Abschaffung der demokratischen Nationen, sondern nur ihre Stärkung. Nationalstaaten sind für Demokratie, Gewaltenteilung und zivilgesellschaftliche Lebensform die optimale Betriebsgrösse, und Europa kann der richtige Rahmen und die Stütze sein, in dem dies funktioniert und gelingt.»

«Wie lange noch?»

Es sei symptomatisch für unsere Gesellschaft, dass viele mit dem Begriff der Nation nichts anfangen könnten. Wenn Europa gerettet und gestärkt werden solle, müssten wir dringend anfangen, über unser Verhältnis zur demokratischen Nation zu sprechen. «Aufgrund unserer Geschichte haben es die Intellektuellen nicht vermocht, zu einem positiven Nationen-Begriff zurückzukehren, der mit unserer Verfassung, Gewaltenteilung, Menschenrechten und gerade auch mit kultureller Vielheit verbunden ist; alles Dinge, die wir täglich geniessen, ohne sie uns bewusst zu machen und wertzuschätzen – wie lange noch?», fragte Assmann in dem Interview. Die Geisteswissenschaftler Aleida und Jan Assmann haben den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018 erhalten.

Anlass für das Interview war eine Debatte zu Vorwürfen gegen den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse zum Umgang mit Zitaten und historischem Kontext. Menasse hatte Fehler eingeräumt und sich dafür entschuldigt. Die Kritik an seinem Umgang mit Zitaten hatte der Autor als «künstliche Aufregung» bezeichnet.

Kommentare

Weiterlesen

philipp hildebrand
16 Interaktionen
Rahmenvertrag
Meine Daten
9 Interaktionen
Datenklau
Frauengesundheit
4 Interaktionen
Frauengesundheit

MEHR IN NEWS

MEHR AUS DEUTSCHLAND

Ticker
93 Interaktionen
Transfer-Ticker
«Lage bleibt ernst»
Grillparty
Glut und Müll
Bayern München
Wechselpoker