Tausende Frauen haben am Mittwoch in Israel mit Menschenketten gegen die geplante Justizreform protestiert. Am Internationalen Frauentag versammelten sie sich in roter Kleidung an mehr als 50 Orten vom Norden bis Süden Israels, wie die Veranstalterinnen mitteilten.
Israel International Women's Day
Frauen singen vor dem Obersten Gerichtshof die Nationalhymne. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Reform schreitet trotz heftiger Proteste grosser Teile der Bevölkerung voran.

Laut Medienberichten könnte die erste Phase im Schnellverfahren bis April abgesegnet werden. Nach Plänen der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll es dem Parlament künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Ausserdem sollen Politiker bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten. Das Gesetzesvorhaben könnte dem Regierungschef auch in einem schon länger gegen ihn laufenden Korruptionsprozess in die Hände spielen.

Bei den Demonstrationen waren immer wieder Frauen in langen roten Mänteln und weissen Hauben zu sehen, die sich als Figuren aus der Fernsehserie «The Handmaid's Tale» verkleideten. Die Sendung basiert auf dem erstmals 1985 veröffentlichten Buch «Der Report der Magd» von Margaret Atwood und ist eine dystopische Geschichte über eine Diktatur, in der vor allem Frauen unterdrückt werden. Die Demonstrantinnen drücken so ihre Angst davor aus, Israel könnte bei einer Schwächung der Justiz politisch in eine solche Richtung gehen.

Am Donnerstag ist in ganz Israel ein «Tag der Störung» mit zahlreichen Demonstrationen und Strassensperren geplant. Die Demonstranten wollen Zufahrtsstrassen zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv sperren. Ziel ist es, eine Reise Netanjahus nach Italien zu verhindern. Nach Medienberichten will der Ministerpräsident jedoch mit einem Hubschrauber zum Flughafen kommen, um die Strassensperren zu umgehen.

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