Frankreich streitet in Rassismus-Debatte um Colbert
Den einen gilt er als grosser Staatsmann, den anderen als Vater der Sklaverei-Gesetze in Frankreich: Um den Finanzminister von «Sonnenkönig» Ludwig XIV., Jean-Baptiste Colbert, ist in der Rassismus-Debatte ein erbitterter Streit entbrannt.

Das Wichtigste in Kürze
- Minister von Ludwig XIV. als Vater der Sklaverei-Gesetze in der Kritik.
Französische Politiker übten am Mittwoch scharfe Kritik an einem schwarzen Aktivisten, der eine Colbert-Statue vor der Pariser Nationalversammlung mit den Worten «Négrophobie d'Etat» (staatlicher Schwarzen-Hass) beschmiert hatte.
Der 1683 gestorbene Colbert steht seit Wochen in der Kritik. Der Begründer des Merkantilismus gilt auch als Urheber des sogenannten Code Noir, der die Sklaverei in Frankreich regelte. Auch Napoleon billigte die Sklaverei, erst 1848 wurde sie abgeschafft.
Eine Gruppe namens «Negrophobie-Brigade» veröffentlichte auf Twitter ein Handyvideo von der Verhaftung des Aktivisten, der die Colbert-Statue mit roter Farbe beschmiert hatte. «Rassismus ist verboten», sagt der Mann in dem Video. «Dieser Mann (Colbert) verteidigt die Furcht vor Schwarzen.»
Politiker warnten vor «Zensur» und der «Erzeugung von Schuldgefühlen», darunter auch der Präsident der Nationalversammlung, Richard Ferrand. Präsident Emmanuel Macron hatte kürzlich mit Blick auf die Debatte betont, Frankreich werde «keinen Namen oder keine Spur aus seiner Geschichte streichen». Zuvor waren in Frankreich Zehntausende gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Strasse gegangen.