Im Wettlauf um einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus wird der Ton aggressiver.
Labor
Ein Impfstoff-Labor in den USA. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Paris über mögliche Bevorzugung der USA bei Sanofi-Impfstoff empört .

Frankreich reagierte am Donnerstag empört auf Ankündigungen des Pharmariesen Sanofi, zunächst den US-Markt mit einem möglichen Impfstoff zu beliefern, weil die US-Regierung ein Forschungsprojekt finanziell unterstütze. Die EU forderte, der Zugang zu einem Impfstoff gegen Covid-19 müsse gerecht und universell sein.

Ein möglicher Impfstoff gegen Covid-19 dürfe nicht den «Gesetzen des Marktes» unterworfen werden, sondern müsse ein «weltweites öffentliches Gut sein», erklärte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Nach Angaben seines Büros wird Macron Anfang nächster Woche mit führenden Sanofi-Vertretern sprechen. Es sei «wichtig, gemeinsam mit Sanofi voranzukommen».

Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson hatte zuvor gesagt, Sanofi werde «als erstes» die USA beliefern, da diese bei der Forschung «das Risiko teilen». Die US-Regierung habe «das Recht auf die grössten Vorbestellungen», weil diese «investiert haben, um ihre Bevölkerung zu schützen», sagte der Brite Hudson der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Dieser Vorsprung könne mehrere Tage oder Wochen betragen.

Bei der Suche nach einem Impfstoff arbeitet der französische Konzern Sanofi seit April mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline zusammen. Tests haben bislang aber noch nicht begonnen, und ein erfolgreiches Mittel gegen das Virus dürfte frühestens Ende des nächsten Jahres verfügbar sein. Ihr Projekt wird teilweise von der US-Behörde für biomedizinische Forschung und Entwicklung (Barda) unterstützt.

Am Donnerstag stellte Sanofi-Chef Hudson klar, dass der Impfstoff «allen Bürgern zur Verfügung gestellt» werde, ungeachtet welcher Nationalität. Der Konzern verfüge über Produktionskapazitäten in den USA, Europa und allen anderen wichtigen Regionen. «Die US-Produktion wird hauptsächlich für die USA selbst erfolgen, alle anderen Produktionskapazitäten decken Europa und den Rest der Welt ab».

Der Präsident von Sanofi Frankreich, Olivier Bogillot, sagte dem Fernsehsender BFMTV, theoretisch sei es das «Ziel, dass die USA, Frankreich und Europa den Impfstoff zur gleichen Zeit» bekämen. Dies sei möglich, wenn die EU «genauso schnell wie die Amerikaner» sei. Die US-Regierung habe zugesagt, «mehrere hundert Millionen Euro» auszugeben. «Die EU muss genauso effizient sein und uns dabei helfen, diesen Impfstoff sehr schnell zur Verfügung zu stellen», sagte Bogillot weiter. Es gebe bereits Verhandlungen mit europäischen Behörden sowie mit Ländern wie Deutschland und Frankreich.

Hudsons Äusserungen lösten in Frankreich vor allem deshalb Empörung aus, weil Sanofi in den vergangenen Jahren Forschungskredite in zweistelliger Millionenhöhe vom französischen Staat erhalten hatte. Aber auch die EU-Kommission wies darauf hin, dass es sich bei dem Coronavirus um einen weltweit verbreiteten Erreger handle. Es sei deshalb «sehr wichtig», dass weltweit zusammen an einem Gegenmittel gearbeitet werde.

Weltweit wird mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht. Mitte März war bekannt geworden, dass US-Präsident Donald Trump versucht haben soll, sich exklusiv einen Corona-Impfstoff zu sichern, an dem das Tübinger Biotechunternehmen CureVac derzeit arbeitet. Angeblich wurde der Firma ein hoher Betrag geboten, um in die USA zu kommen.

China wies unterdessen den Vorwurf der USA zurück, mit Hilfe von Hackern Forschungsergebnisse zu möglichen Corona-Impfstoffen stehlen zu wollen. Die US-Bundespolizei FBI und die Agentur für Internetsicherheit hatten am Mittwoch erklärt, die auf diesem Gebiet forschenden Unternehmen und Organisationen seien vor der Gefahr gewarnt worden, dass «die Volksrepublik China sie wahrscheinlich ins Visier nimmt und ihr Netzwerk manipuliert». Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums sprach am Donnerstag von Verleumdung. Peking habe bereits selbst bedeutende Erfolge im Kampf gegen die Pandemie erzielt.

Die EU hatte Anfang Mai bei einer internationalen Geberkonferenz 7,4 Milliarden Euro für den Kampf gegen das neuartige Coronavirus und die Entwicklung eines Impfstoffs eingesammelt. Die USA beteiligten sich nicht, sondern bekräftigten ihre Absicht, lieber im Alleingang einen Impfstoff zu entwickeln.

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