Ein frischer Belag soll eine Landebahn griffiger und damit sicherer machen. Doch zum Auftakt leiden erst einmal die Flugzeugreifen. Nun zittern Flughafen und Airlines um den sicheren Betrieb im Sommer.
Bereits nach wenigen Betriebsstunden musste eine frisch sanierte Landebahn auf dem Frankfurter Flughafen kurzzeitig wieder geschlossen werden.
Bereits nach wenigen Betriebsstunden musste eine frisch sanierte Landebahn auf dem Frankfurter Flughafen kurzzeitig wieder geschlossen werden. - Andreas Arnold/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Böse Überraschung am Frankfurter Flughafen: Bereits nach wenigen Betriebsstunden musste die frisch sanierte Landebahn Nordwest wieder geschlossen werden.

Kurz nach der Freigabe am Mittwoch hatte sich die Lufthansa beschwert, die an ihren Flugzeugen nach der Landung massiven Reifenabrieb festgestellt hatte. Etliche Gummis seien sogar nicht mehr einsatzfähig, so dass man dort aus Sicherheitsgründen nicht mehr landen werde. Am späten Donnerstagabend wurde die Piste wieder freigegeben.

Anti-Rutsch-Oberfläche statt herkömmlicher Asphalt

Die 2800 Meter lange Beton-Piste war in den vergangenen beiden Wochen zunächst von Gummi-Abrieb gesäubert und erstmals in Frankfurt mit einer speziellen Anti-Rutsch-Oberfläche versehen worden. Laut dem Hersteller «Possehl Spezialbau» aus Rheinland-Pfalz soll der Belag «Fl8Safe» aus Epoxidharz und Split deutlich griffiger und haltbarer sein als herkömmlicher Asphalt. Selbst bei Extremwetter erscheine die Oberfläche wegen der wirksamen Drainage noch trocken und ermögliche den Flugzeugen sichere Landungen mit kurzen Bremswegen.

Auch die Fläche des unvermeidbaren Gummiabriebs bei der Landung soll sich mit Fl8safe um rund 40 Prozent verringern. Bei den Checks nach der Landung stellte die Lufthansa offenbar das Gegenteil fest. «Es kommt zu massivem Reifenabrieb bei Landung und einer Häufung von Reifen, die nach der Landung nicht mehr nutzbar sind», heisst es in einem internen Memo, aus dem das Portal «Aero.de» zitierte. Possehl äusserte sich zunächst nicht auf eine Anfrage.

Maschinen landen wieder

Der Flughafenbetreiber Fraport reagierte am Donnerstag umgehend und schloss die Bahn bis auf Weiteres. Nach einer Untersuchung schickte Fraport Walzen auf die «Nordwest», um den Belag zu glätten. «Damit werden letztlich Landungen simuliert», erklärte ein Unternehmenssprecher. Am Abend wurde die Bahn wieder freigegeben, auch Lufthansa-Maschinen landeten dort wieder, wie ein Fraport-Sprecher berichtete.

Der Belag sei zwar in Frankfurt erstmals aufgebracht worden, aber an anderen Flughäfen in Europa durchaus erprobt, erklärte Fraport. Die Runway-Vorgaben der zivilen Luftfahrtorganisation ICAO würden sämtlich eingehalten. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit äusserte sich grundsätzlich positiv über «Anti-Skid-Beläge», die Landungen deutlich sicherer machten. Man spürt die Verzögerung sehr deutlich, sagte der Pilot und VC-Sprecher Matthias Baier.

Merkel eröffnete einst Landebahn

Die Landebahn Nordwest – erst im Jahr 2011 von der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet – wird eigentlich dringend für den anstehenden Sommer-Reiseverkehr benötigt, der an einzelnen Tagen wieder an das Vor-Corona-Niveau heranreichen soll. Der grösste deutsche Flughafen verfügt zwar noch über zwei weitere Start- und Landebahnen sowie eine ausschliesslich für Starts zugelassene Piste. Doch diese Startbahn «18 West» muss bei stärkerem Nordwind aus Sicherheitsgründen geschlossen werden, so dass empfindliche Engpässe drohen. Am Donnerstag lief der Betrieb laut Fraport geregelt.

Während der zweiwöchigen Bahn-Sanierung wurde die Obergrenze der Flugbewegungen im Flughafensystem von 94 auf 84 pro Stunde gekappt. Die Deutsche Flugsicherung in Langen rechnet weiterhin mit erheblichen Verspätungen, sollte die Nordwest-Bahn weiterhin gesperrt bleiben. Bereits in den vergangenen zwei Wochen habe es am Frankfurter Flughafen während der Bauarbeiten deutliche Verspätungen von bis zu 30 000 Minuten am Tag gegeben. Rund 120 Flüge seien in dieser Spanne ganz ausgefallen. Fraport forderte die Passagiere bereits auf, sich über den jeweiligen Status ihrer Flüge zu informieren.

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