Polen stationiert an der Grenze zu Belarus 10'000 zusätzliche Soldaten. Droht jetzt ein neuer Krieg? Zwei renommierte Experten ordnen ein.
Polnische Soldaten errichten einen Stacheldrahtzaun entlang der Grenze zu Belarus. Immer häufiger kommen Migranten aus Krisengebieten über Belarus illegal nach Polen. Foto: Attila Husejnow/S
Polnische Soldaten errichten einen Stacheldrahtzaun entlang der Grenze zu Belarus. Immer häufiger kommen Migranten aus Krisengebieten über Belarus illegal nach Polen. Foto: Attila Husejnow/S - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Polen stationiert 10'000 zusätzliche Soldaten an der Grenze zu Belarus.
  • Experten sehen aber ein geringes Kriegsrisiko zwischen den beiden Staaten.
  • Grund ist der nukleare Schutzschirm der Nato.
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Die Spannungen zwischen Belarus und Polen nehmen zu. Warschau will ganze 10'000 Soldaten in der Grenzregion zum Nachbarland positionieren. 4000 sollen den Grenzschutz unterstützen, weitere 6000 bilden die Reserve.

Polen ist ähnlich wie Litauen besorgt wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus. Und wegen einer steigenden Zahl von Migranten, die über das Nachbarland unerlaubt in die EU einreisen wollen.

Belarus stationiert Tausende Soldaten an der Polen-Grenze: Macht Ihnen das Angst?

Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak sagte vergangene Woche: «Es geht uns darum, den Aggressor abzuschrecken, damit er nicht wagt, Polen anzugreifen.»

Bahnt sich der nächste Krieg an? Nau.ch hat bei Experten nachgefragt.

Spannungen zwischen Polen und Belarus: «Angriff auf Nato-Staat ist die rote Linie»

Russland-Experte Ulrich Schmid erklärt gegenüber Nau.ch: «Bisher war der Angriff auf einen Nato-Staat die rote Linie. Sowohl Russland als auch Belarus akzeptierten diese.»

Das schliesse nicht aus, dass es zu Nadelstichen komme, die zweierlei Funktionen haben: «Einerseits testet man aus, welche Aggressionen unterhalb der Kriegsschwelle akzeptiert werden. Andererseits will man damit die polnische Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen.»

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Belarus Machthaber Alexander Lukaschenko verliess die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges am 9. Mai in Moskau vorzeitig – und wirkte auffällig angeschlagen.
Droht darum nun ein Krieg zwischen den beiden Ländern?
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Albert Stahel
Auch der Militärstratege Albert Stahel sieht keinen Grund zur Sorge. Grund ist der nukleare Schutzschirm der Nato.

Die Anzahl von 10'000 Soldaten sei angesichts der Truppenstärke der polnischen Armee eher klein. Im Jahr 2022 belief sich die Anzahl Soldaten auf rund 114'000. «Es geht – wie Blaszczak ja auch offen sagt – um Abschreckung», so Schmid.

Militärstrategie-Experte Albert Stahel spricht auf Anfrage gar von «leeren Drohungen.» Ein Krieg gegen einen Nato-Staat würde schnell zu einem «nuklearen Krieg» eskalieren.

Stahel führt aus: «Damit würden Belarus und Russland vernichtet. Polen ist als Nato-Mitglied vor allen möglichen Aggressionen gesichert und geschützt.» Die nukleare Abschreckung für die Nato-Staaten funktioniere schliesslich bereits seit 1949.

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