Ex-Premier Johnson über die Pandemie
Boris Johnson rechtfertigt im Covid-Untersuchungsausschuss die Schulschliessungen 2020 als schweren, aber nötigen Schritt in der Pandemie.

Boris Johnson hat im unabhängigen Covid-Untersuchungsausschuss seine Entscheidung verteidigt, im März 2020 die britischen Schulen zu schliessen. Er bezeichnete die Massnahme als «persönlichen Horrortrip» und betonte die damalige Notwendigkeit angesichts rasch steigender Infektionszahlen.
Gleichzeitig räumte er ein, dass Kinder und Jugendliche den «hohen Preis» zahlten, obwohl ihre Risiko durch Sars-CoV-2 gering war. So geht es aus dem Bericht des «Standard» hervor.
Grossbritannien, mit über 226'000 Covid-Toten eine der höchsten Todesraten Westeuropas, war für den verspäteten ersten Lockdown oft kritisiert worden. Johnson hatte die Untersuchung während seiner Amtszeit initiert.
Johnson zeigte Demut
Die öffentliche Befragung läuft seit über zwei Jahren unter Leitung von Baronin Heather Hallett. Die Schlussbilanz wird frühestens 2027 erwartet, so der «Standard» weiter.

Der Ex-Premier zeigte sich sowohl demütig als auch selbstbewusst bei der Anhörung. Er widersprach Vorwürfen, Entscheidungen seien ohne sein Wissen in Downing Street getroffen worden.
Der damalige Bildungsminister Gavin Williamson hatte per WhatsApp seinen Frust geäussert, sich «total verarscht» zu fühlen. Johnson lobte zugleich das Ministerium für seinen «heroischen Job» bei der Pandemiebewältigung, räumte aber mangelhafte Vorbereitung ein.
Kinder aus ärmeren Verhältnissen benachteiligt
Die Schulschliessungen sollten Bildungslücken angehen und Kindern aus benachteiligten Verhältnissen helfen, die auf kostenlose Schulspeisungen angewiesen waren. Gleichzeitig wurde die erhöhte Gefahr häuslicher Gewalt gegen Kinder im Lockdown kritisiert, denen Schutz und Zuflucht fehlten.
Johnson drückte sein Bedauern darüber aus. Die britische Regierung hatte anfangs zögerlich reagiert und setzte zunächst auf Herdenimmunität, angelehnt an Sonderwege.
Johnsons Umgang war daher geprägt von Widersprüchen und wurde von Regierungsbeamten als «mad and dangerous» beschrieben. Seine persönliche Covid-Infektion im Frühjahr 2020 verstärkte die Krise in Grossbritannien, wie «Reuters» und der«Spiegel» anmerken.
Pandemie gilt als endemisch in Grossbritanien
Ab Februar 2022 kündigte Johnson mit dem «Living with COVID»-Plan das Ende der meisten Restriktionen an. Der Fokus liegt jetzt auf persönlicher Verantwortung und gezieltem Schutz vulnerabler Gruppen.

Die Pandemie gilt seither als endemisch in Grossbritannien, wie «gov.uk» mitteilt. Johnsons Auftritt erfolgte kurz vor Ende der Untersuchungsphase, die sich auf die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder konzentriert.
Trotz der Kritik an seinem Krisenmanagement zeigte er sich sichtlich bereut, ohne jedoch Schuldzuweisungen zu akzeptieren. So berichten es die «Tagesschau» und der «BBC».