Anwälte haben als Reaktion auf die Enthüllungsvideos des flüchtigen Mafiabosses Sedat Peker diverse Strafanzeigen eingereicht.
Türkei
Eine türkische Flagge.(Symbolbild) Foto: Emrah Gurel/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Emrah Gurel

Vor dem Hintergrund der viel diskutierten Enthüllungsvideos des türkischen Mafiabosses Sedat Peker haben Anwälte Anzeige gegen den Urheber selbst und einige von ihm beschuldigte Männer erstattet. Die Videos von Peker enthielten wichtige «Geständnisse» über die Beziehungen zwischen Mafia und Staat und müssten von unabhängiger Seite untersucht werden, hiess es in einer Stellungnahme der Anwaltsvereinigung aus dem westtürkischen Izmir am Montag. Auch die Vereinigung aus Diyarbakir im Südosten der Türkei reichte eine Strafanzeige gegen Peker ein und forderte «effiziente Ermittlungen» zu ungeklärten Morden in den 90er Jahren in der Türkei.

Der flüchtige Peker sorgt seit Wochen in der Türkei mit Youtube-Videos für Aufregung, in denen er unter anderem dem amtierenden Innenminister Süleyman Soylu Verbindungen zur organisierten Kriminalität unterstellt.

In seinem neuen Video vom Sonntag kamen auch einige der ungeklärten Morde zur Sprache. Peker erhebt in diesem Zusammenhang erneut Vorwürfe gegen Ex-Innenminister Mehmet Agar.

Nun unterstellte er ihm etwa, in die Morde an dem türkischen Journalisten Ugur Mumcu und dem türkisch-zypriotischen Journalisten Kutlu Adali verwickelt gewesen zu sein. Beide waren in den 90er Jahren getötet worden.

In seinem neuen Video behauptete Peker auch, ein Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim und Agar seien in den internationalen Drogenschmuggel verwickelt. Binali Yildirim wies die Vorwürfe gegen seinen Sohn entschieden zurück. Beweise für die Anschuldigungen gibt es nicht. Die Videos stossen in der Türkei auf riesiges Interesse und wurden millionenfach geklickt. Die Strafanzeige der Izmirer Anwälte richtet sich namentlich gegen Peker, Soylu, Agar, dessen Sohn - ein Abgeordneter der regierenden AKP - sowie gegen den Sohn Yildirims.

Agar war 1996 in Folge des sogenannten Susurluk-Skandals als Innenminister zurückgetreten. Damals waren durch einen Verkehrsunfall nahe Susurluk in der Westtürkei Verbindungen zwischen dem rechtsextremen Untergrund und dem Staatsapparat bekannt geworden.

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