Wo fängt Diskriminierung an? Diese Frage beschäftigt das Amtsgericht Memmingen im Allgäu an einem ganz praktischen Beispiel. Eine Frau will sich gerichtlich in ein Ritual einklagen, das bislang Männern vorbehalten ist.
Teilnehmer des Fischertages springen mit ihren Keschern in den Stadtbach - allerdings sind Frauen nicht zugelassen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild
Teilnehmer des Fischertages springen mit ihren Keschern in den Stadtbach - allerdings sind Frauen nicht zugelassen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Dürfen Frauen künftig am Höhepunkt des Memminger Fischertags den Stadtbach ausfischen? Zum Auftakt eines Zivilprozesses haben sich die Beteiligten am Amtsgericht Memmingen im Allgäu am Montag nicht einigen können.

Ein weibliches Mitglied des veranstaltenden Vereins will erreichen, dass Frauen durch eine Satzungsänderung in die Gruppe der Stadtbachfischer aufgenommen werden dürfen. Bisher ist dies nur männlichen Einwohnern der Stadt nach einer Fischerprüfung erlaubt.

Die Klägerin aus Memmingen sieht darin eine unzulässige Diskriminierung; der Verein beruft sich auf die Vereinsfreiheit und die Wahrung eines jahrhundertealten Brauchtums. Zwei Mal hatte die Frau bei Delegiertenversammlungen des Vereins Änderungsanträge zur Satzung eingereicht, scheiterte aber bei den Abstimmungen jeweils deutlich. Daraufhin klagte sie.

Ein erster Verhandlungstermin am Amtsgericht im April war wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Den Verkündungstermin für das Urteil legte die Vorsitzende Richterin Katharina Erdt auf den 31. August fest.

Der Fischertag in Memmingen zieht jedes Jahr Zehntausende Besucher in die Stadt im Allgäu. Höhepunkt des Traditionsfests ist das Ausfischen des Stadtbaches. Wer den schwersten Fisch erwischt, darf sich ein Jahr lang «Fischerkönig» nennen. Nach Einschätzung des Fischertagsvereins ist das die höchste Ehre im Leben eines echten Memminger Mannes. Den Frauen bleibt die Rolle vorbehalten, am Rand Wasserkübel für die gefangenen Fische zu bewachen. Kritik kommt zudem von Tierschützern, die in der Veranstaltung eine Tierquälerei sehen.

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