Der EU-Botschafter beobachtet noch keine Anstieg der geflüchteten Afghanen in der Türkei. Nach dem Winter könnte dieser aber eintreten.
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Ein türkischer Soldat bewacht die Grenze zum Iran. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit der Machtübernahme durch die Taliban verzeichnet die Türkei nicht mehr Flüchtlinge.
  • Rund 300'000 Afghanen befinden sich aktuell in dem Land.

Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan sieht der EU-Botschafter in Ankara noch keine massive Fluchtbewegung in die Türkei. Es überquerten zwar Afghanen illegal die Grenze aus dem Iran, aber es gebe «keinen signifikanten Anstieg», sagte der Leiter der EU-Delegation in der Türkei, Nikolaus Meyer-Landrut, der Deutschen Presse-Agentur. Er berief sich dabei unter anderem auf Quellen im Innenministerium und in Hilfsorganisationen.

Die Türkei ist schon seit Jahren sowohl Ziel- als auch Transitland für afghanische Flüchtlinge. Nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August war eine neue Fluchtbewegung in die Türkei erwartet worden.

Neben den 3,6 Millionen Syrern leben offiziellen Angaben zufolge 300'000 Menschen aus Afghanistan in der Türkei. Die türkische Regierung hatte mehrmals deutlich gemacht, dass sie keine weiteren Geflüchteten aufnehmen wolle. Um über den Iran kommende Migranten abzuhalten, baut das Land an der Ostgrenze derzeit eine Mauer.

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Der türkische Botschafter übergibt eine Hilfslieferung des türkischen Roten Halbmondes an das Rote Kreuz in Afghanistan. - Keystone

«Zurzeit nehme ich eher eine türkische Politik wahr, die darauf zielt, die Anzahl der Afghanen, die ins Land kommen, so gering wie möglich zu halten», so Meyer-Landrut. Die Situation der afghanischen Flüchtlinge sei prekärer als die der Syrer – auch, weil viele nicht registriert seien. Die Regierung gehe seiner Ansicht nach davon aus, dass eine grosszügige Registrierung andere Afghanen dazu einladen würde, auch zu kommen.

Die Frage einer neuen Fluchtbewegung werde sich auch angesichts der humanitären Lage in Afghanistan erst wieder im Frühjahr stellen, sagte Meyer-Landrut. Im Winter sei die bergige Grenzregion zum Iran zu Fuss ohnehin kaum passierbar.

Die humanitäre Lage in Afghanistan spitzt sich weiter zu. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes wird nach Einschätzung der UN ab November nicht ausreichend zu Essen haben.

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