Zentralbanken rund um den Globus feilen an Alternativen zu Kryptowährungen wie Bitcoin. Auch die EZB arbeitet an einem digitalen Euro.
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Die EZB plant eine eigene Digitalwährung. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Europas Währungshüter treiben ihre Arbeiten an einer digitalen Version des Euro voran.

Die Zentralbanken bereiten sich auf die Lancierung eigener Konkurrenzprodukte zu Kryptowährungen wie Bitcoin vor – auch die Europäische Zentralbank: In den nächsten Wochen sollen bei der EZB interne Tests mit einer Digitalwährung beginnen.

Zeitgleich gibt es ab dem 12. Oktober eine öffentliche Befragung von Bürgern sowie Fachleuten aus Wissenschaft und Finanzsektor zum Für und Wider. Gegen Mitte 2021 will die Zentralbank dann über den Start eines digitalen Euro-Projekts entscheiden.

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Christine Lagarde bei der symbolischen Amtsübergabe. - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

«Die Menschen in Europa bezahlen, sparen und investieren immer häufiger auf elektronischem Weg. Unsere Aufgabe ist es, das Vertrauen in unsere Währung zu sichern», begründete die Präsidentin der EZB Christine Lagarde am Freitag. «Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden.»

Ein digitaler Euro wäre eine Antwort auf privatwirtschaftliche Initiativen wie Bitcoin oder das massgeblich von Facebook getragene Projekt Libra. Der grosse Unterschied: Im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen stünde ein digitaler Euro unter Aufsicht einer Zentralbank, die die Stabilität der Währung sichert.

EZB bestätigt: Trend zum Zahlen ohne Bargeld hält an

Schon vor der Corona-Krise hatte sich der Trend zum Bezahlen ohne Scheine und Münzen in Deutschland und im Euroraum verstetigt. 98 Milliarden Zahlungen im Währungsraum der 19 Staaten wurden 2019 nach EZB-Angaben bargeldlos abgewickelt. Das waren 8,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Pandemie sorgte für einen weiteren Schub bei digitalen Bezahlverfahren.

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Die Europäische Zentralbank (EZB). - dpa

Finanzaufseher befürchten, dass Libra Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerhinterziehung erleichtert. Facebook hatte dagegen betont, das Projekt solle den bargeldlosen Zahlungsverkehr vor allem in Schwellenländern vereinfachen. Technisch können digitale Währungen zum Beispiel auf Basis einer sogenannten Blockchain funktionieren: Über eine Kette von Datenblöcken, die sich mit jeder Transaktion ausbaut.

Zentralbanken wollen mit ihren Initiativen zudem ihr Geldmonopol verteidigen. Auch andere Notenbanken weltweit beschäftigen sich mit digitalem Zentralbankgeld. China arbeitet schon länger an der digitalen Variante seiner Währung Renminbi.

Nur Ergänzung, kein Ersatz

Die EZB erklärte, eine elektronische Form von Zentralbankgeld könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden. Europas Währungshüter versicherten, ein digitaler Euro wäre eine Ergänzung zum Bargeld, kein Ersatz: «In jedem Fall wird das Eurosystem auch weiterhin Bargeld ausgeben.»

Ein digitaler Euro könnte es Bürgern erlauben, Geld direkt bei der Zentralbank zu hinterlegen. Diese Möglichkeit steht normalerweise nur gewerblichen Kreditgebern wie Banken, Regierungen und anderen Zentralbanken offen. Einige Experten sehen jedoch auch Gefahren: In Krisenzeiten könnten Bankkunden ihre Ersparnisse fluchtartig von kommerziellen Banken abziehen und Notlagen so verstärken.

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