Nach zwei Wochen neigt die Weltklimakonferenz in Glasgow ihrem Ende zu. Nun wurde ein erster Entwurf der Abschlusserklärung veröffentlicht.
COP26 in Glasgow
Angela Merkel an der COP26 in Glasgow. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Vorsitz der Weltklimakonferenz in Glasgow zeigt einen Entwurf der Abschlusserklärung.
  • Darin wird erstmals auch der Kohleausstieg erwähnt und explizit eingefordert.
  • Die Minister und Delegierten diskutierten teils bis in die Nacht über diese Pläne.
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Mehr Tempo beim Kohleausstieg, verschärfte Klimaschutzpläne bis Ende 2022 und kein Steuergeld mehr für Gas, Öl oder Kohle: Sieben Seiten Text sollen den notorischen Bremsern im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe endlich Beine machen.

Es ist der erste ausformulierte Entwurf für die Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz in Glasgow. Diese biegt nun nach knapp zwei Wochen auf die Zielgerade ein. Veröffentlicht hat der britische Vorsitz das mit Spannung erwartete Dokument am Mittwoch um 5.51 Uhr, noch bevor über Schottland die Sonne aufging.

Erstmals auch Kohleausstieg ein Thema

Beachtlich, auch aus Sicht von Klimaschützern: Erstmals seit 25 Jahren soll in der sogenannten «Cover Decision» der Kohleausstieg überhaupt erwähnt und konkret eingefordert werden. Dazu kommt das Ende aller Subventionen für fossile Energieträger. Umweltorganisationen würdigten das – bemängelten aber sogleich, dass ein konkretes Datum dafür fehle.

Zudem sei der Fokus auf die Kohle zu eng, sagte etwa Cansim Leylim vom Klimabündnis 350.org. Auch das Verbrennen von Gas und Öl müsse enden, um den Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan zu reduzieren.

Erdöl ölpreiskrise
Zugleich sind die russischen Einnahmen aus dem Export von Öl und Gas gesunken. (Symbolbild) - keystone

Ob dem aber Staaten wie Saudi-Arabien oder Russland zustimmen könnten, deren Wirtschaft komplett auf dem Öl- und Gasexport fusst? Das wird sich jetzt im Schlussspurt der COP26 zeigen. Zu bedenken ist: Alle Beschlüsse in Glasgow müssen einstimmig fallen, was jedem Staat auch Blockademöglichkeiten eröffnet.

Fortschritte bei Plänen zur Drosselung von Treibhausgasen

Sichtbare Fortschritte im Vergleich zu den Vorjahren gab es bei einem bestimmten Thema: Wie streng die Staaten im Abschlusstext dazu angehalten werden, ihre insgesamt unzureichenden Pläne zur Drosselung von Treibhausgasen nachzubessern. Der Ausstoss müsse schnell, stark und nachhaltig runter. Das heisst konkret um 45 Prozent bis 2030 und dann auf netto Null bis zur Mitte des Jahrhunderts.

Anders lasse sich die Erderwärmung nicht wie angestrebt auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen. Nicht im Textentwurf findet sich aber eine konkrete Selbstverpflichtung der etwa 200 vertretenen Länder, dies auch zu tun. Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig äusserte sich skeptisch zu der Textpassage. «Ob der Aufruf zu deutlich mehr Klimaschutz führen wird, ist daher fraglich.»

Alle Interessen und Einwände unter einem Hut zu bringen, das ist eine komplexe Aufgabe. Archie Young, Chef-Verhandler Grossbritanniens, formulierte es diese Woche so: «Stell dir vor, du willst 197 Freunde zusammenbekommen und dich darauf einigen, wo man gemeinsam Mittagessen geht.»

Weltorganisation für Meteorologie
Die EU müsse alle negativen und positiven Auswirkungen ihrer Klimapolitik berücksichtigen. (Symbolbild)

Enttäuschend für die ärmeren Staaten fielen die Formulierungen zum Thema Schadenersatz für schon durch den Klimawandel entstandene Schäden aus. Es fehlt zum einen ein handfester Auftrag, über das Thema zu verhandeln. Zum anderen werden aber auch Zeitpläne oder gar Summen genannt. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan sagte, in den Text gehörten «echte Zahlen», es gehe um eine Grössenordnung von Hunderten Milliarden Dollar.

Finanzhilfen bei Klimaschutzmassnahmen

Etwas konkreter wird es zumindest bei den Finanzhilfen reicher Staaten für die Anpassung an Klimaschäden und Klimaschutzmassnahmen. Es sei «sehr besorgniserregend», dass die derzeitigen Hilfen unzureichend seien.

Die Industriestaaten sollen nun aufgefordert werden, ihre Gelder für die Klimaanpassung «mindestens zu verdoppeln». Doch auch hier bleibt offen: Bis wann? Und von welcher Basis aus gerechnet?

Alok Sharma
Alok Sharma in Glasgow. - AFP

Konferenzpräsident Alok Sharma liess sich mittags öffentlich aus den einzelnen Arbeitsgruppen berichten. Sein Fazit: Jetzt müssten alle die Ärmel hochkrempeln, denn die Zeit läuft ab.

«Ich habe immer noch die Absicht, diese Konferenz am Freitagabend abzuschliessen. Diesen Freitag, nur um das klarzustellen.» Das sagte er unter dem Gelächter der Delegierten und vieler Minister, die teils die Nacht hindurch verhandelt hatten.

Alle müssten den «höchsten gemeinsamen Nenner» finden. Dann wurde er feierlich: «Die Welt schaut auf Glasgow», mahnte er. Was hier vereinbart werde, «entscheidet über die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder».

Wie geht es nun weiter? So wie gehabt, sagt Sharma: Schon in der Nacht zum Donnerstag sollten weitere «fast fertige» Texte zu verschiedenen Themen veröffentlicht werden.

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