Deutsche Fleischfabriken wegen Corona unter Druck

Keystone-SDA
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Deutschland,

Die grossen Fleischfabriken in Deutschland geraten nach dem Corona-Ausbruch bei Marktführer Tönnies zunehmend in Bedrängnis.

Tönnies Holding
Aussenansicht des Firmengeländes vom Fleischwerk Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (D). - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesarbeitsministerium arbeite mit Hochdruck an einem Gesetzentwurf für die geplanten Verschärfungen beim Arbeitsschutz und einem weitgehenden Verbot von Werkverträgen in der Fleischbranche, sagte eine Sprecherin am Freitag.

Agrarpolitiker der CDU/CSU forderten mehr regionale Schlachthöfe. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen will Billigangeboten beim Fleisch einen Riegel vorschieben.

Auch im Lebensmittelhandel wird die Lage beim grössten deutschen Schlachtunternehmen genau verfolgt. Die Discounter Aldi Süd und Nord teilten mit, sie stünden aufgrund des Corona-Ausbruchs mit Tönnies und auch weiteren Lieferanten in Verbindung.

«Dabei ist es von besonderer Relevanz für uns zu erfahren, ob alle Schutzmassnahmen umgesetzt und eingehalten wurden», erklärte eine Sprecherin. Aldi habe seine Überprüfungen zum Tierwohl um soziale Aspekte erweitert. «Damit kontrollieren wir die Einhaltung der Sozialstandards und der Sorgfaltspflicht in den Schlachthöfen.»

Auf die Versorgung der Verbraucher wird der Ausfall der Schlachtmengen in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) nach Einschätzung der Lebensmittelketten und Discounter sowie von Marktbeobachtern keine kurzfristigen Auswirkungen haben. «Fleisch wird in Deutschland nicht knapp, auch nicht Schweinefleisch», sagte Tim Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft in Bonn.

Der Tönnies-Betrieb in Rheda-Wiedenbrück steht wegen des Corona-Ausbruchs seit Mittwoch weitgehend still. Rund 7000 Mitarbeiter müssen auf das Virus getestet werden. Bei 730 ist bislang (Stand Donnerstagabend) eine Infektion nachgewiesen. Seit Freitag helfen Soldaten der Bundeswehr bei den Tests mit.

NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann kündigte an, das Infektionsgeschehen in Schlachtbetrieben wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt nach dem Eingang von fünf Strafanzeigen gegen Unbekannt wegen des Anfangsverdachts auf fahrlässige Körperverletzung und Verstosses gegen das Infektionsschutzgesetz.

Offen blieb zunächst, welche Folgen die Schliessung bei Tönnies auf die Fleisch- und Wurstpreise hat. Das könne derzeit «nicht verlässlich vorhergesagt werden», sagte ein Rewe-Sprecher. Auch bei Aldi hiess es: «Ob und wie sich die aktuelle Situation des Lieferanten auf die Verkaufspreise von Fleischartikeln auswirken wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.»

Das NRW-Agrarministerium und die Lebensmittelbranche versicherten, es gebe weiterhin keine Anhaltspunkte, dass das Coronavirus über Fleischprodukte übertragen werden könne. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung seien bisher keine Infektionen mit Sars-CoV-2 über einen Übertragungsweg über Lebensmittel bekannt.

Tönnies ist mit einem Marktanteil von gut 30 Prozent das mit Abstand grösste Schlachtunternehmen in Deutschland. Im vergangenen Jahr kam es auf 16,7 Millionen geschlachtete Schweine, Nummer zwei der Branche ist Westfleisch mit 7,7 Millionen Schlachtungen. Im Coesfelder Westfleisch-Betrieb hatte es im Mai einen grossen Corona-Ausbruch gegeben.

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