Vielfach wird kinderpornographisches Material aus dem Darknet im Internet stehen gelassen, auch wenn die Drahtzieher dahinter bereits gefasst wurden.
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Ein Mann benutzt die beleuchtete Tastatur eines Notebooks. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Unmengen an kinderpornographischem Material wird nicht aus dem Internet entfernt.
  • Auch Inhalte beschlagnahmter Server bleiben häufig online.
  • Die Behörden halten dagegen, dass die Ermittlungen darauf abzielten, den Täter zu finden.
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Deutsche Ermittlungsbehörden lassen riesige Mengen illegaler Kinderpornographie oftmals nicht aus dem Internet entfernen. Selbst, wenn die Drahtzieher hinter entsprechenden Websites bereits gefasst sind.

Sogar Inhalte beschlagnahmter Server seien bis heute online, berichteten am Donnerstag das ARD-Politikmagazin «Panorama», der «Spiegel» und das Rechercheformat «STRG_F». Technisch wäre eine Löschung der Fotos und Videos demnach aber einfach möglich.

Darknet: Das Beispiel «Boystown»

Nach einem Ermittlungserfolg des Bundeskriminalamts gegen die Darknet-Plattform «Boystown» blieben die über diese Seite verbreiteten Bilder und Videos noch online. Zwar hätten die Ermittler vier Drahtzieher hinter dem Pädokriminellen-Netzwerk festgenommen und auch die Darknet-Plattform abgeschaltet. Die Fotos und Videos der Plattform haben sie jedoch nicht bei den entsprechenden Speicherdiensten im gewöhnlichen Internet entfernen lassen.

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Ein Mann wird in Handschellen gelegt und abgeführt. (Symbolbild) - Pixabay

Hintergrund ist dem Bericht zufolge die besondere Online-Architektur von Pädokriminellen-Netzwerken: Zum Betreiben ihrer Plattformen nutzten diese zwar das anonyme Darknet. Zum Speichern ihrer riesigen Datenmengen seien sie aber auf Speicherdienste im gewöhnlichen Internet angewiesen. Auf ihren Plattformen im Darknet teilten die Kriminellen dann lediglich passwortgeschützte Download-Links. Damit kann auf die Speicherdienste im Internet zugegriffen werden.

Die über «Boystown» verbreiteten Download-Links liegen den Strafverfolgern laut den Medien vor. Weil sie aber den Speicherdiensten offenbar bis heute nicht gemeldet worden seien, könnten sie dort immer noch abgerufen werden. Die Fotos und Videos, die darüber heruntergeladen werden können, zeigen demnach schwere Verbrechen an Kindern, darunter Gruppenvergewaltigungen.

Wenig Aufwand zur Löschung der Daten

Es sei zwar ein «essenzieller Auftrag auch an die Strafverfolgungsbehörden», Missbrauchsdateien aus dem Netz entfernen zu lassen. Dies sagte der Leiter der Gruppe «Gewalt- und Sexualdelikte» im BKA, Hans-Joachim Leon, dem Rechercheverbund.

Allerdings seien die Ermittlungen des BKA «täterorientiert». «Wir versuchen, die User zu bekommen. Wir sammeln keine Links ein», sagte Leon unter Verweis auf fehlende personelle Ressourcen.

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In Deutschland hat ein Mann einen Auftragsmörder im Darknet gesucht. (Symbolbild) - keystone

Die an den Recherchen beteiligten Reporter argumentieren, dass riesige Datenmengen mit überschaubarem Aufwand aus dem Netz entfernt werden könnten. Sie legten nach eigenen Angaben sechs von Pädokriminellen besonders intensiv genutzten Speicherdiensten rund 80.000 Download-Links aus dem Darknet vor. Demnach löschten die Unternehmen daraufhin mehr als 13 Terabyte Videos und Fotos aus dem Netz.

Der Schwarzmarkt für Kinderpornographie im Darknet ist den Rechercheuren zufolge riesig. Allein im aktuell grössten Darknet-Forum seien 3,7 Millionen Nutzerkonten registriert. Ein Unterforum namens «Spielplatz» sei mehr als 1,1 Milliarden Mal angeklickt worden.

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