Noch heute sind die Werke von Dante Alighieri viel gelesen. Der 700. Todestag des italienischen Dichters rückt näher.
Dante Alighieri göttliche Komödie
Dante Alighieri war zu seiner Zeit ein hochgebildeter Poet. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Dante Alighieri war ein italienischer Dichter.
  • Er gilt als Symbol für die Einheit des Landes.
  • Sein 700. Todestag steht kurz bevor.

Er gilt als der Vater der italienischen Sprache und als Symbol für die Einheit des Landes. Er lebte und starb im Mittelalter, doch sein Werk wird noch heute viel gelesen. Ganz Italien begeht den 700. Todestag des Nationaldichters Dante Alighieri.

Dante bekommt dieser Tage viel Besuch. In der nach ihm benannten Altstadtgasse von Ravenna stehen die Menschen an diesem Spätsommervormittag Schlange. Sie wollen einen Blick in das Mausoleum des italienischen Nationaldichters werfen.

Meist sind es Touristen aus anderen Teilen Italiens, die den steinernen Sarkophag und das Relief des Poeten sehen wollen. Mit der Corona-Maskenpflicht nehmen es die meisten der Besucher recht genau, mit der Ein-Meter-Abstandsregel weniger.

«Göttliche Komödie»

Nur noch wenige Tage, dann ist es so weit – der 700. Todestag Dante Alighieris am 14. September. Schon das ganze Jahr feiert Italien den «Sommo Poeta» («Höchsten Dichter»), der mit der «Göttlichen Komödie» ein Jahrtausendwerk schuf.

Ausstellungen, Konferenzen und Symposien haben den vor sieben Jahrhunderten verstorbenen Dichter, der als Vater der italienischen Sprache gilt, hochleben lassen.

Und unzählige Dante-Freunde haben aus seinem Epos vorgelesen. Darin schildert er eine abenteuerliche Reise durchs Jenseits schildert. Es verarbeitet das historische, naturwissenschaftliche und philosophische Wissen seiner Epoche. Das Ganze wird auch noch mit einer überirdischen Liebesgeschichte verknüpft.

Dante Alighieri – Florenz oder Ravenna?

In der alten Kaiserstadt Ravenna an der Adria ist Dante 1321 im Alter von 56 Jahren gestorben. Eigentlich stammte er aus Florenz. Dort wurde der Mann auf der italienischen Zwei-Euro-Münze 1265 geboren, dort schrieb er seine ersten Werke. Und dort lernte er auch seine früh verstorbene Jugendliebe Beatrice kennen, die er später in der «Komödie» vergöttlichte.

In Florenz war Dante auch Kommunalpolitiker. In den Machtkämpfen der damaligen Zeit fand er sich auf der Verliererseite wieder. 1302 wurde er aus seiner Heimatstadt verbannt und unter fadenscheinigen Gründen in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Florenz
Blick über die italienische Stadt Florenz. - Pixabay

Den Rest seines Lebens verbrachte er im Exil in norditalienischen Städten. In seinen letzten Lebensjahren fand er freundliche Aufnahme in Ravenna.

Dort vollendete er die «Commedia», die er erst in der Verbannung zu schreiben begonnen hatte. Trotz Heimwehs nach Florenz fühlte er sich anscheinend wohl in Ravenna. Den Pinienwald von Classe südlich der Stadt verglich er in seinem Megagedicht mit dem Eingang zum irdischen Paradies.

Der alte Streit zwischen Florenz und Ravenna, wer nun die eigentliche Dante-Stadt sei, ist längst entschärft. Die bedeutendste Ausstellung des Dante-Jahres unter dem Titel «Dante. La Visione dell'arte» mit 300 Leihgaben wurde in der zwischen Florenz und Ravenna gelegenen Stadt Forlì gezeigt. Wegen des Corona-Lockdowns konnte sie erst verspätet eröffnet werden.

Symbol für Einheit des Landes

Schon seit langem gilt Dante als nationale Ikone und als Symbol für die Einheit des Landes. In der Corona-Pandemie wurde er auch als Hoffnungsbringer beschworen. In seinem Versepos weist er den Weg aus höllischen Tiefen in himmlische Höhen.

Dies galt vor allem am «Dantedì», dem erst 2020 eingeführten Dante-Tag am 25. März, der in diesem Jahr zum zweiten Mal in einen Lockdown fiel. Vor ganz kleinem Publikum rezitierte der Schauspieler Roberto Benigni im Quirinalspalast in Rom einen der 100 Gesänge der «Göttlichen Komödie». Im Publikum sassen auch Staatspräsident Sergio Mattarella und Kulturminister Dario Franceschini,

Mit seiner phänomenal erfolgreichen Tour «Tutto Dante» hat sich der Oscar-Preisträger als Rezitator bewiesen.

dante alighieri
Das Denkmal von Dante Alighieri auf der Piazza Dante in Neapel. - dpa

«Dante ist die Einheit des Landes, Dante ist die italienische Sprache, Dante ist die Idee von Italien selbst.» Dies erklärte Minister Franceschini einmal. Entsprechend empfindlich reagieren viele Italiener, wenn jemand an ihrem Denkmal kratzt.

Dies erlebte der Autor und ausgewiesene Italienkenner Arno Widmann. In der «Frankfurter Rundschau» versuchte er, dem Dante-Gedenken etwas das Pathos zu nehmen. Er war unter anderem die Frage auf, ob das, was der Säulenheilige schrieb, wirklich eine originäre geistige Leistung war. Oder, ob er sich eher aus anderen Quellen inspirierte.

Politiker von rechts bis links waren in heller Aufregung, von einem «unglaublichen Angriff aus Deutschland» sprach die Tageszeitung «La Repubblica». Am Ende war es ein Sturm im Wasserglas, der sich schnell wieder legte.

Ausstellung «Dante plus 700»

Dass man sich dem Nationalheiligen durchaus auch von der heiteren Seite nähern kann, hat die Ausstellung «Dante plus 700» gezeigt. Dort durften Streetart-Künstler ihrer Phantasie freien Lauf liessen: Dante mit Zigarette im Mund, mit einer Taucherbrille vorm Gesicht, einem Laptop auf dem Schoss. Oder auch mit einem Herzluftballon mit der Aufschrift «Beatrice I love you» in der Hand.

Wenn es Abend wird in Ravenna, dann schlägt die Stunde der Rezitatoren. Um 18 Uhr lesen vor dem Mausoleum Frauen und Männer die gesamte «Göttliche Komödie». Je einen Gesang pro Tag, der einhundertste dürfte am 19. Oktober erreicht werden.

Die Lektüre wird im Internet übertragen. Etwa zehn Minuten dauert es, einen «Canto» vorzulesen. Danach läutet die kleine Glocke im Park hinter dem Grabmal 13 Mal.

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