Anschlag

Dänemarks Regierungschefin spricht von Anschlag

Zwei bis drei grosse Drohnen legten den Betrieb für Stunden lahm. Ministerpräsidentin Frederiksen warnt vor einem gezielten Angriff auf kritische Infrastruktur.

Kopenhagen
Mehrere Drohnen legten am Montagabend die Flughäfen in Kopenhagen und Oslo lahm. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dänemark spricht nach der Drohnensichtung in Kopenhagen von einem gezielten Angriff.
  • Ministerpräsidentin Frederiksen nennt es den «schwersten Anschlag» auf Infrastruktur.
  • Ein «fähiger Akteur» mit Absicht und Technik stecke vermutlich dahinter.

Nach der Drohnensichtung am Flughafen Kopenhagen sprechen die dänische Regierung und Behörden von einem Angriff.

Es handle sich um den «bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur», erklärte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau in einer Stellungnahme.

Einen konkreten Verdacht, wer dafür verantwortlich sein könnte, äusserte sie nicht.

Drohnen: Dänemark schliesst russische Verantwortung nicht aus

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen will aber nicht ausschliessen, dass Russland hinter einem Drohnenvorfall am Flughafen Kopenhagen steckt. Der Zwischenfall müsse im Lichte aller anderen Vorkommnisse der jüngsten Vergangenheit in Europa betrachtet werden. Das sagte Frederiksen vor Reportern in Kopenhagen.

«Wir haben Drohnen über Polen gesehen, die dort nicht hätten sein sollen. Wir haben Aktivitäten in Rumänien gesehen. Wir haben Verletzungen des estnischen Luftraums gesehen. Wir haben am Wochenende einen Hackerangriff auf europäische Flughäfen gesehen und nun Drohnen in Dänemark und auch in Oslo», listete Frederiksen auf.

Auf die Frage, ob sie Russland in Verdacht habe, sagte sie: «Ich kann jedenfalls überhaupt nicht zurückweisen, dass es Russland ist.»

«Das sagt etwas darüber aus, in was für einer Zeit wir leben und worauf wir als Gesellschaft vorbereitet sein müssen», hiess es von der Regierungschefin.

Es sei aber klar, dass dies mit den Entwicklungen übereinstimme, die man in jüngster Zeit bei anderen Drohnenangriffen, Luftraumverletzungen und Hackerangriffen auf europäische Flughäfen habe beobachten können.

Russland-Verdacht steht im Raum

Mitte September waren Drohnen im polnischen Flugraum aufgetaucht, wenige Tage später drangen Kampfflugzeuge in den estnischen Luftraum ein. Die NATO macht für die Luftraumverletzungen Russland verantwortlich.

Vor den Äusserungen von Regierungschefin Frederiksen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Blick auf die Drohnensichtungen einen Zusammenhang mit Russland angedeutet. Konkrete Hinweise darauf lieferte er aber nicht.

Machen dir Drohnen Angst?

Der leitende Ermittler der Kopenhagener Polizei, Jens Jespersen, sagte am Morgen auf einer Pressekonferenz, dass man unter anderem mit Blick auf Anzahl und Grösse der Drohnen sowie Zeitpunkt des Vorfalls davon ausgehe, dass vermutlich ein «fähiger Akteur» hinter dem Vorfall stecke.

Das bedeute, dass es sich um einen Akteur handeln müsse, der die Fähigkeiten, den Willen und die Werkzeuge dazu habe, so etwas zu bewerkstelligen – vielleicht auch lediglich zu Übungszwecken.

Polizei und Regierung sprechen von «Drohnenangriff»

Die Kopenhagener Polizeidirektorin Anne Tønnes sprach am Vormittag dann von einem «Drohnenangriff» und wie Frederiksen von einem «Anschlag».

«Das ist unsere kritische Infrastruktur, und deshalb nenne ich es so», sagte Tønnes vor Reportern. «Ich halte das für eine sehr ernste Situation.»

Wegen der Sichtung von zwei bis drei grösseren Drohnen war der Airport der dänischen Hauptstadt vom späten Montagabend bis in die Nacht hinein für Starts und Landungen für rund vier Stunden gesperrt worden.

Einen ähnlichen Vorfall mit ähnlich langen Folgen für den Luftverkehr gab es auch am Flughafen in Oslo. Die norwegischen Ermittler prüfen, inwieweit es einen Bezug zu den Drohnen in Kopenhagen gibt.

20.000 Passagiere betroffen – Lage bleibt angespannt

In Kopenhagen mussten rund 100 Flüge nach Flughafenangaben in Verbindung mit der Drohnensichtung gestrichen werden, darunter auch mehrere aus und nach Deutschland. Rund 20.000 Passagiere waren insgesamt betroffen, wie Vertreter des Flughafens und der dänischen Flugsicherheit auf der Pressekonferenz sagten.

Am (heutigen) Dienstag wird demnach mit weiteren Verspätungen bei Abflügen und Landungen gerechnet.

Damit kommt der europäische Flugverkehr weiter nicht zur Ruhe: Erst am Wochenende hatte ein Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister zu Beeinträchtigungen an mehreren Flughäfen geführt.

Darunter waren die Flughäfen Berlin, Brüssel, London Heathrow und Dublin. Die Probleme hielten am Montag teilweise noch an.

Die Flughäfen Kopenhagen-Kastrup und Oslo-Gardermoen zählen neben Stockholm-Arlanda zu den grössten Airports Skandinaviens.

Aus der bei Touristen überaus beliebten dänischen Hauptstadt fliegen täglich auch zahlreiche Passagiermaschinen in deutsche Städte.

Kommentare

User #8061 (nicht angemeldet)

Trump oder Putin. Selinsky sicher nicht.

User #3856 (nicht angemeldet)

Ich schaue von nun an ständig ängstlich zum Himmel.. ☝️😳

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