Der Nutzfahrzeug-Hersteller Daimler Truck überrascht die Analysten mit einem ordentlichen Gewinn. Corona, Inflation und Ukraine-Krieg machen sich bisher nicht bemerkbar.
Beim eActros handelt es sich um einen  elektrisch angetriebenen LKW,aus dem Haus  Daimler Truck.
Beim eActros handelt es sich um einen elektrisch angetriebenen LKW,aus dem Haus Daimler Truck. - Marijan Murat/dpa

Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck hat im zweiten Quartal vor allem dank Preiserhöhungen überraschend viel Geschäft gemacht.

Das trieb auch den Gewinn aus dem Tagesgeschäft in von Experten unerwartete Höhen, trotz anziehender Kosten für Frachten, Material und Energie. Vorstandschef Martin Daum will den Schwung ins zweite Halbjahr mitnehmen, wie er am Donnerstag sagte. Auf die steigenden Kosten muss der Konzern aber weiter achten, wie Finanzchef Jochen Goetz angesichts einer bestätigten Jahresprognose für Umsatz und Ergebnis anmahnte. Die Aktie des Dax-Konzerns legte vorbörslich etwas zu.

Das Papier gewann auf der Handelsplattform Tradegate ein Prozent. Der Kurs hat im bisherigen Jahresverlauf 13,5 Prozent verloren. Daimler Truck ist seit Dezember vergangenen Jahres eigenständig und vom ehemaligen Mutterkonzern Mercedes-Benz (damals noch Daimler) getrennt. Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies sah das operative Ergebnis deutlich höher als vom Markt erwartet. Auch ohne günstige Einmaleffekte habe der Konzern ein solides Quartal abgeliefert, urteilte Experte Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Einige Investoren hätten aber eine Erhöhung der Margenprognose erwartet - diese könnten nun enttäuscht sein.

Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 18 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro, wie es vom Unternehmen in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hiess. Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern steigerte Daimler Truck um 15 Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro. Der Absatz von Fahrzeugen war lediglich um vier Prozent auf knapp 121.000 Fahrzeuge gestiegen. Vor allem Preiserhöhungen sorgten für den Aufschwung beim Ergebnis, das spürbar höher ausfiel als von Analysten gedacht. Den auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinn steigerten die Schwaben um gut die Hälfte auf 922 Millionen Euro.

Bessere Verfügbarkeit von Elektronikchips erwartet

Im Fahrzeuggeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen - betrug die bereinigte Umsatzrendite 8 Prozent und lag damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Damit liegt sie nach sechs Monaten bei 7,0 Prozent - dem unteren Wert der angestrebten Bandbreite von 7 bis 9 Prozent. Im zweiten Halbjahr rechnet das Management mit einer besseren Verfügbarkeit von Elektronikchips und will auch den Absatz weiter erhöhen.

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die weltweite Nutzfahrzeugnachfrage sollen demzufolge auch im zweiten Halbjahr günstig bleiben. Daimler Truck hatte für dieses Jahr wegen hoher Nachfrage die grössten Preiserhöhungen jemals angekündigt. Im zweiten Quartal wurden diese erstmals im wichtigsten Markt Nordamerika wirksam, ab Juli kommt eine weitere Erhöhungsrunde in Europa dazu.

In den einzelnen Sparten rechnet Finanzchef Goetz nun bei den Finanzdiensten mit einer etwas höheren Eigenkapitalquote als bislang, dafür dürfte aber die Profitabilität im Asiengeschäft etwas schwächer ausfallen als geplant. Schuld ist ein geringeres Beteiligungsergebnis eines Gemeinschaftsunternehmens in China, weil die Covid-Lockdowns dort die Wirtschaft bremsten, wie der Manager in einer Telefonkonferenz mit Analysten erklärte. Ausserhalb von China soll sich die Lage in Asien im Verlauf des Jahres bessern.

Beim Ausblick unterstellt das Unternehmen, dass es nicht zu Produktionsausfällen wegen Gasmangels kommt. Der Krieg Russlands in der Ukraine sowie der sehr hohe Inflationsdruck könnten ebenfalls eine Rolle spielen - unsicher bleibe auch die Entwicklung rund um die Corona-Pandemie.

Gelassener Blick auf die Pläne von Elon Musk

Auch neue Konkurrenz beunruhigt das Unternehmen nicht: Daimler-Truck-Vorstandschef Martin Daum hat auf die Ankündigung von Tesla-Chef Elon Musk, bis Ende des Jahres erste Elektro-Sattelschlepper auszuliefern, gelassen reagiert. Musk müsse einen riesigen Hügel erklimmen, auf dessen Spitze Daimler Truck warte, wenn der Lastwagen auf den Markt komme, sagte Daum am Donnerstag. Man werde Tesla ernst nehmen, wie jeden anderen Wettbewerber auch.

Musk hatte am Mittwoch bei Twitter die Version eines E-Lastwagens mit rund 800 Kilometern Reichweite angekündigt. Er nannte keine weiteren Details wie etwa Stückzahlen. Das Fahrzeug wurde von Musk Ende 2017 vorgestellt und die Produktion damals für 2019 in Aussicht gestellt. Danach zog es Tesla allerdings vor, die vorhandenen Kapazitäten in der Batterie-Produktion für Personenwagen zu verwenden.

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