Das EU-Parlament verabschiedete eine russlandkritische Resolution. Kurz nach dem Entscheid kam es zu einem grossangelegten Cyberangriff.
eu-parlament ukraine-krieg
Das EU-Parlament in Brüssel - Belga/AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das EU-Parlament wurde angegriffen.
  • Nach einem russlandkritischen Entscheid startete eine russische Gruppe einen Cyberangriff.
  • Die Website des Parlaments war in der Folge nur eingeschränkt nutzbar.

Nachdem das EU-Parlament Russland in einer Resolution als Unterstützer von Terrorismus bezeichnet hat, ist die Internetseite der Institution angegriffen worden. «Unsere IT-Experten setzen sich dagegen zur Wehr und schützen unsere Systeme.» Das schrieb die Präsidentin des Europaparlaments Roberta Metsola am Mittwoch auf Twitter.

Eine kremlnahe Hackergruppe habe sich zu der Attacke bekannt. Zudem wies sie darauf hin, dass das Parlament kurz vorher Russland als staatlichen Unterstützter von Terrorismus bezeichnet habe.

eu
EU-Flaggen. - AFP

Wegen zahlreicher Zugriffe war die Website des Parlaments am Mittwoch nur eingeschränkt nutzbar. Das hatte der Presseverantwortliche Jaume Duch zuvor mitgeteilt.

Die Zugriffe stünden im Zusammenhang mit einem sogenannten DDos-Angriff. Bei DDos-Attacken überrollen Angreifer die Server ihrer Opfer mit einer Flut von Datenanfragen, um diese lahmzulegen.

Screenshot legt nahe, dass Russen verantwortlich sind

Im Telegramkanal «We Are Killnet» (Wir sind Killnet) wurde am frühen Nachmittag ein Screenshot geteilt. Dieser legt nahe, dass die Gruppe für die Attacke verantwortlich sein könnte. Unabhängig bestätigt wurde dies zunächst nicht. Die russische Hackergruppe «Killnet» ist schon öfter im Zusammenhang mit Angriffen auf westliche Behörden in Verbindung gebracht worden.

Europaflaggen wehen vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel.
Europaflaggen wehen vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel. - Zhang Cheng/XinHua/dpa

Mittwochmittag hatte das EU-Parlament die russlandkritische Resolution mit grosser Mehrheit verabschiedet. In dieser wurde auch gefordert, die EU solle eine Terrorliste für Staaten wie Russland schaffen.

Eine Listung eines Landes als ein «dem Terrorismus Vorschub leistender Staat» löst restriktive Massnahmen aus. Es könnte auch Auswirkungen auf die Beziehungen der EU zu Ländern auf dieser Liste haben. Welche konkreten Auswirkungen eine entsprechende Listung für Russland hätte, ist unklar und müsste von den EU-Staaten entschieden werden.

Attacke sei Warnschuss

Linke-Ko-Chef Martin Schirdewan sieht die Resolution kritisch, betont aber: «Darauf mit einer Cyber-Attacke zu antworten, wirft ein Licht auf das Demokratieverständnis der Angreifenden.» Das sagte der Europaparlamentarier.

Der Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen bezeichnete die Attacke als Warnschuss. «Es ist ein Angriff auf das demokratische Herz Europas.» Es werde nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man Opfer von solchen Angriffen werde. «Wir sind nicht ausreichend vorbereitet auf solche Attacken», so der Europapolitiker.

Die Fraktion der Liberalen schrieb auf Twitter, der Cyberangriff zeige Russlands Verachtung für die Demokratie. «Putins Hacker werden uns nicht zum Schweigen bringen oder unsere Arbeit behindern.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

TerrorismusTwitterHackerGrüneStaatEUParlamentAbstimmung