Vergangene Woche musste Tino Chrupalla während einer Wahlveranstaltung ins Krankenhaus. Nun äussert sich der AfD-Chef selbst zu dem Vorfall.
AfD-Chef Tino Chrupalla äussert sich bei einer Pressekonferenz zu dem Vorfall in Ingolstadt.
AfD-Chef Tino Chrupalla äussert sich bei einer Pressekonferenz zu dem Vorfall in Ingolstadt. - Britta Pedersen/dpa

AfD-Chef Tino Chrupalla geht davon aus, dass auf ihn am Rande der Wahlveranstaltung in Ingolstadt vor einer Woche ein Anschlag verübt wurde. «Insgesamt ist dieser Angriff auf mich als Anschlag zu werten», sagte er bei einer Pressekonferenz in Berlin.

Chrupalla legte dabei den Auszug eines Berichts zu einer Gewebeprobe vor. Er habe sich am Freitag nach dem Vorfall im Städtischen Klinikum Dresden «den gesamten Einstich» am Oberarm entfernen lassen und pathologisch untersuchen lassen.

In dem vorgelegten Bericht ist die Rede von einem «mindestens» vier Millimeter tiefen «Defekt» und «entzündlichen Veränderungen». Weiter heisst es: «Abschliessend sind die vorliegenden histologischen Befunde vereinbar mit einem hier bis in die tiefe Dermis reichenden Einstich/Stichkanal (mindestens 4 mm).»

Blutfleck am rechten Arm

Der Bericht sei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt erst kurz vor der Pressekonferenz übersandt worden, teilte die Behörde mit. Eine Bewertung könne «daher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erfolgen». «Der Befund wird im Zusammenhang mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen, insbesondere den Feststellungen des Klinikums Ingolstadt geprüft und in die Ermittlungen einbezogen werden.»

Chrupallas
Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, spricht in der Generaldebatte im Plenum im Bundestag. - Michael Kappeler/dpa

Chrupalla sagte unter Berufung auf Aussagen der Personenschützer des Bundeskriminalamts (BKA), die ihn beim Termin in Ingolstadt begleitet hatten, es sei dort ein Blutfleck an seinem rechten Arm festgestellt worden. Hemd und Jacke seien von der Polizei eingezogen worden und würden untersucht.

Eine Überprüfung von Chrupallas Kleidung habe ergeben, dass es sich «um dessen eigenes Blut handelt», teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. «Diese Blutanhaftung korrespondiert nach derzeitiger Einschätzung wohl mit der diagnostizierten Einstichverletzung.»

So schildert Chrupalla die Vorgänge

Der AfD-Chef schilderte auf Nachfrage noch einmal die Vorgänge am Rande der Wahlveranstaltung aus seiner Sicht und verwies dabei darauf, dass er dies auch so den Ermittlern gegenüber ausgesagt habe: Demnach wurde er bei seiner Ankunft nach dem Aussteigen aus dem Auto von Parteifreunden begrüsst. Kurz danach habe es Selfie- und Autogrammwünsche und weitere «Begegnungen mit jungen Menschen» gegeben – «auch mit Selfies, wo der Arm um die Schulter gelegt wurde».

Er habe in dieser Situation nichts festgestellt, auch keinen Einstich. «Ich habe nichts bemerkt.» Sieben bis acht Minuten später habe er einen untypischen Schmerz im Arm bemerkt, dieser sei bis zum Ellenbogen hart geworden.

Danach sei ihm relativ schnell schwindlig geworden. Er habe einen Brechreiz und starke Kopfschmerzen bekommen.

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Tino Chrupalla - AFP

Chrupalla wurde anschliessend ins Krankenhaus gebracht, wo er eine Nacht intensivmedizinisch überwacht wurde. Der AfD-Chef sagte, er habe mindestens drei Blutproben in Ingolstadt für das Krankenhaus und die Ermittler abgegeben. Im Nachgang habe er privat weitere Blutproben machen lassen und an Labore gegeben. Er hoffe auf weitere Ergebnisse in den nächsten Tagen und Wochen, alle Ergebnisse würde man auch den Ermittlern zur Verfügung stellen.

«Bisher wurden in den Blutproben keine Substanzen festgestellt.» Allerdings müsse man auch konkret wissen, wonach man suche. Auf Nachfrage, wonach gesucht werde, nannte er «alle möglichen Substanzen, Quecksilber, Nowitschok ist sicherlich auch dabei (...) Wir können ja nicht ausschliessen, von welchen Personen, ja auch Diensten hier eventuell was vorgenommen wurde.»

Mit dem Nervengift Nowitschok wurde der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Alexej Nawalny, vergiftet, er überlebte nur knapp.

Chrupalla: Kräftemässig bei 70 Prozent

Zu seinem Gesundheitszustand sagte Chrupalla, kräftemässig sehe er sich bei 70 Prozent. Morgens gehe es ihm noch «sehr übel». Er leide unter Appetitlosigkeit.

Die Ermittler hatten am Freitag erklärt, dass es bis dahin keine Erkenntnisse auf eine Vergiftung gebe. Staatsanwaltschaft und Arztbrief zufolge waren die Untersuchungen des Bluts von Chrupalla sowohl im Krankenhaus als auch bei den Ermittlern unauffällig. Die Kriminalpolizei wollte aber noch weitere Zeugen vernehmen. Auch die endgültige Untersuchung der Kleidung Chrupallas sowie die Auswertung weiterer Beweismittel stand noch aus.

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