Zwei Journalisten geraten in Österreich in Erklärungsnot. Grund dafür sind bei Ermittlungen aufgetauchte Chats.
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Das Logo von ORF. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei österreichische Journalisten sehen sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert.
  • Chats lassen eine womöglich schädliche Nähe zur Regierung erahnen.

Das Bekanntwerden von Chats hat zwei Top-Journalisten in Österreich in Bedrängnis gebracht. In beiden Fällen geht es um den Verdacht einer für die unabhängige Berichterstattung schädlichen Nähe zur Regierung.

«Die Presse» und ORF betroffen

Der Chefredakteur und Herausgeber der österreichischen Tageszeitung «Die Presse», Rainer Nowak, lässt seine Funktionen nach Angaben der Styria Media Group vom Montag vorerst ruhen.

Beim öffentlich-rechtlichen ORF trete TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom «ab sofort seinen Urlaub an», teilte der Sender mit. ORF-Intendant Roland Weissmann bezeichnete die Optik der Chats als «verheerend» und ersuchte den ORF-Ethikrat um Prüfung. Nowak und Schrom bestreiten die Vorwürfe im Kern. Die Vorwürfe sollen jeweils intern aufgearbeitet werden.

Im Zuge von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ehemalige Regierungsmitglieder in der folgenschweren Ibiza-Affäre rund um Korruptionsvorwürfe waren in Medien Chatverläufe veröffentlicht worden.

ORF-Journalist soll mit Verständnis auf FPÖ-Kritik reagiert haben

Dabei soll sich Schrom als damaliger Chefredakteur des Kanals ORF 2 mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und über Personalwünsche der rechten Partei ausgetauscht haben. Strache missfiel demnach ein Bericht in einer ORF-Nachrichtensendung, worauf Schrom mit Verständnis reagiert haben soll.

Inhaltliche Klagen über die Amtsführung Schroms wurden beim ORF bisher nicht laut. «Das Investigativteam fühlt sich frei in der Arbeit und wird weder bei politisch heiklen Beiträgen, noch bei Recherchen behindert, die der Regierung nicht passen», so der Vorsitzende des ORF-Redakteursrats Dieter Bornemann. ORF-Intendant Weissmann betonte: «Die ORF-Redakteurinnen und -Redakteure arbeiten weisungsfrei». Ihre Berichterstattung sei unbeeinflussbar.

Im Fall Nowak war durch die Chats der Eindruck entstanden, dass sich der Chefredakteur und der ehemalige Chef der Staatsholding Öbag, Thomas Schmid, bei ihrer Karriereplanung gegenseitig unterstützt haben sollen. Nowak soll den Posten des ORF-Intendanten angestrebt haben.

Styria Media Group leitet interne Prüfung ein

Nowak, einer der bekanntesten Journalisten des Landes, hatte sich jüngst an die Leser der bürgerlich-liberalen Zeitung gewandt und sich für die «Tonalität und unangemessene Nähe» der Chatverläufe entschuldigt.

Zugleich dementierte er, dass er im Sinne der Regierung Druck auf die Redaktion ausgeübt habe. «Ich kann Ihnen versichern, dass in dieser Zeitung Interventionen zu unserer Berichterstattung, wie sie in den Ressorts Politik und Wirtschaft immer wieder vorkommen, in der Chefredaktion zwar entgegengenommen werden, dort aber enden», so Nowak.

Die Styria Media Group hat nach eigenen Angaben aufgrund der Vorwürfe entschieden, eine interne Prüfung einzuleiten. Bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse führt Florian Asamer, stellvertretender Chefredakteur der «Presse», die Chefredaktion.

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