Bei Protesten nach der verheerenden Explosion in Beirut ist es zu Ausschreitungen gekommen. Eine Konferenz um Emmanuel Macron berät nun über Hilfspakete.
Beirut
Ein Bereitschaftspolizist stösst bei einem regierungskritischen Protest in Beirut mit Demonstranten zusammen. - AP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Protesten in Beirut soll ein Polizist getötet worden sein. Es gab 200 Verletzte.
  • Die Demonstranten machen die Regierung für die Explosion am Hafen verantwortlich.
  • Nun berät eine europäische Konferenz über Hilfe.

Die Wut vieler Libanesen auf die Regierung ist nach der verheerenden Explosion im Beiruter Hafen gross. Bei einigen entlädt sie sich in Gewalt. Das Krisenland braucht schnell internationale Hilfe.

Chaos und Gewalt zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten haben die Spannungen in der libanesischen Hauptstadt nach der verheerenden Explosion im Hafen weiter erhöht. Bei den Zusammenstössen wurde nach Angaben der Sicherheitskräfte ein Polizist geötet.

Über 200 Verletzte bei Protesten

Mehr als 200 Menschen seien verletzt worden, meldete das libanesische Rote Kreuz. Die Ankündigung von Premier Hassan Diab, dem Kabinett vorgezogenen Neuwahlen vorzuschlagen, konnte die Wut der Demonstranten nicht besänftigen.

Beirut
Die Demonstranten machen die libanesische Regierung für die Explosion am Hafen verantwortlich. - AP

Die internationale Gemeinschaft berät am Sonntag fünf Tage nach der Explosion im Hafen Beiruts in einer Videokonferenz über Soforthilfe für das Krisenland.

Konferenz um Macron berät über Hilfe

Geleitet wird das kurzfristig einberufene Treffen von UN-Generalsekretär António Guterres und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, wie Kreise von Macrons Präsidialamt berichteten.

Es gehe darum, der schwer getroffenen Bevölkerung direkt zu helfen, ohne dass es dabei zu Unterschlagungen komme. Nötig seien medizinische Hilfe, Nahrungsmittel und der rasche Wiederaufbau von Schulen oder Krankenhäusern.

Emmanuel Macron
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, während einer Pressekonferenz. - dpa

Ein Betrag für die internationale Hilfe wurde nicht genannt - die Einschätzung der UN sei noch nicht fertig.

Donald Trump nimmt an Konferenz teil

US-Präsident Donald Trump habe bereits mitgeteilt, dass er teilnehme, hiess es in Paris. Auch der jordanische König Abdullah II., Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und der britische Premier Boris Johnson haben demnach zugesagt, ebenso wie EU-Ratspräsident Charles Michel.

«Wir sind alle bereit, zu helfen», sagte Michel am Samstag bei einem Treffen mit dem libanesischen Staatschef Michel Aoun. Deutschland und Italien sind den Angaben zufolge ebenfalls vertreten, Namen von Vertretern blieben aber zunächst offen.

Macron hatte am Donnerstag bei einem Besuch in der libanesischen Hauptstadt internationale Hilfe in Aussicht gestellt, gleichzeitig aber auch Reformen in dem Mittelmeerstaat gefordert.

Deutsches Sofort-Hilfepakt über zehn Millionen

Der deutsche Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) kündigte vor der Konferenz ein Soforthilfepaket im Umfang von zehn Millionen Euro an. «Die Menschen in Beirut brauchen unsere Hilfe, und sie brauchen Anlass zur Hoffnung», sagte er der «Bild am Sonntag».

Soldaten
Libanesische Soldaten führen einen Regierungsgegner ab, der versucht hatte, das Parlamentsgebäude zu erreichen. - AP

Und weiter: «Ich freue mich sehr, dass ich heute von Seiten der Bundesregierung weitere zehn Millionen Euro für Soforthilfemassnahmen zusagen kann.

Demonstranten machen Regierung für Explosion verantwortlich

Tausende Demonstranten protestierten im Zentrum Beiruts zunächst friedlich gegen die Führung des Landes, die sie für die Explosion mit mehr als 150 Toten und mehr als 6000 verantwortlich macht.

Dann schlug der Protest jedoch in Gewalt um. Einige Demonstranten versuchten, Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen und warfen Steine. Die Sicherheitskräfte setzten massiv Tränengas ein. Augenzeugen berichteten auch, sie hätten Schüsse gehört.

Beirut
Soldaten am Hafen von Beirut, wo es Tage vorher zu einer verheerenden Explosion gekommen ist. - AP

Einige Demonstranten stürmten das Gebäude der Bankenvereinigung. Andere drangen in das Aussen-, das Wirtschaft- und das Energieministerium ein, wie lokale Medien meldeten. Der getötete Polizist habe Menschen helfen wollen, die in einem Hotel im Zentrum Beiruts festgesessen hätten, erklärten die Sicherheitskräfte. Dabei sei er von «randalierenden Mördern» angegriffen worden.

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