Buchpreis-Gewinnerin Strubel: Frauen wird nicht geglaubt
Die deutsche Buchpreis-Gewinnerin Antje Strubel kritisiert das Rechtssystem bei Missbrauchsfällen. Es sei erschreckend, wie wenig Fälle zur Anzeige kommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Antje Rávik Strubel vermisst die Grundlage für Gerechtigkeit bei Missbrauchsfällen.
- Sie findet, «dass den Frauen nicht geglaubt wird.»
- Mit einem Roman zu diesem Thema hat Strubel den deutschen Buchpreis gewonnen.
Buchpreis-Gewinnerin Antje Rávik Strubel hat die deutsche Rechtsprechung im Umgang mit sexuellem Missbrauch kritisiert. Es sei «erschreckend», wie wenige Fälle überhaupt zur Anzeige kämen, sagte die Autorin auf der Frankfurter Buchmesse. Noch viel seltener würden die Täter verurteilt.
Ausgezeichnetes Buch mit Missbrauchs-Fall
Ein Grund dafür sei, «dass den Frauen nicht geglaubt wird.» Anders als etwa in skandinavischen Ländern seien die Frauen zudem gezwungen, den Tätern vor Gericht wiederzubegegnen.

Ihr Roman «Blaue Frau», der am Montag mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, handelt, dreht sich um dieses heikle Thema. Es geht darin um eine junge Frau aus Tschechien, die in Deutschland vergewaltigt wird und nach Finnland flieht.
Übergriffe auch im Umfeld von Strubel
Während sie an dem Buch schrieb, habe sie immer häufiger von sexuellen Übergriffen erfahren. Dabei seien auch Vorfälle in ihrem persönlichen Umfeld zur Sprache gekommen, erzählte die 47-Jährige. Dadurch sei ihr klar geworden, dass dies das Thema des Romans sein müsse.

Beim Schreiben habe sie «zwischenzeitlich Zorn empfunden», gab die Autorin zu. Sie habe dann mit dem Weiterschreiben gewartet, bis der Zorn sich abgekühlt habe - «sonst wird es eine Kampfschrift». Die Wirkung eines literarischen Textes sei «subtiler».
Das Ziel von Antje Strubel war es, ihrer Hauptfigur wenigstens «poetische Gerechtigkeit» widerfahren zu lassen.