Die britische Regierung hat am Montag ihren Fahrplan zur Lockerung der wegen des neuartigen Coronavirus verhängten Schutzmassnahmen verkündet - Wales und Schottland wollen jedoch lieber vorsichtiger vorgehen und halten an einer strikten Ausgangssperre fest.
Johnson am Montag im Parlament
Johnson am Montag im Parlament - PRU/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schottland und Wales nicht auf einer Linie mit Johnson.

Nordirland will laut Presseberichten am Dienstag eigene Empfehlungen veröffentlichen. Damit gelten die Regierungsempfehlungen praktisch nur für England.

Zu den ersten Lockerungen in dem 50-seitigen Regierungspapier gehört, dass ab Mittwoch wieder uneingeschränkt Sport im Freien erlaubt ist. Die Menschen dürfen zudem wieder jeweils eine Person von ausserhalb ihres eigenen Haushalts treffen und Ausflüge an den Strand oder in die Natur unternehmen.

Arbeitnehmer in der Baubranche und in Fabriken werden aufgefordert, wieder an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. Wer kann, soll jedoch weiter im Homeoffice arbeiten. Neu ist zudem die Regierungsempfehlung, in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln Schutzmasken zu tragen.

In einer zweiten Phase könnten Kitas und Grundschulen sowie nicht essenzielle Geschäfte ab dem 1. Juni wieder öffnen, falls sich die Infektionszahlen weiter positiv entwickeln. Auch Sportwettkämpfe ohne Publikum könnten dann wieder stattfinden. Ab Juli könnten auch Pubs, Gotteshäuser, Friseure und Kinos wieder öffnen.

Grossbritannien ist von der Coronavirus-Pandemie besonders schwer getroffen, nur in den USA gibt es mehr Todesopfer. Auch Premierminister Boris Johnson hatte sich mit dem neuartigen Erreger infiziert und musste deshalb mehrere Tage auf der Intensivstation behandelt werden.

Johnson hatte die geplanten Lockerungen am Sonntagabend in einer Fernsehansprache vorgestellt und sich umgehend Kritik unter anderem von Lehrergewerkschaften und der konservativen Presse eingehandelt. Am Montag präsentierte er den Plan mehr als eine Stunde lang im Parlament.

Die Regierung stehe vor der Herausforderung, einerseits die erzielten Erfolge im Kampf gegen das Virus zu bewahren und andererseits «die Last des Lockdowns zu erleichtern», sagte Johnson vor den Abgeordneten. Sollten die Infektionszahlen wieder in die Höhe gehen, «werden wir nicht zögern zu bremsen, Massnahmen zu verschieben oder andere wieder in Kraft zu setzen», warnte der Premierminister.

Oppositionsführer Keir Starmer von der Labour-Partei kritisierte, auch nach Johnsons Rede im Parlament blieben viele Fragen und wenige Antworten. Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon erklärte, ihre Regierung sei nicht davon überzeugt, dass die von der Regierung in London vorgeschlagenen Lockerungen in Schottland umgesetzt werden könnten ohne zu riskieren, dass das Virus erneut ausser Kontrolle gerate.

Die Gewerkschaften kritisierten, dass ausgerechnet Arbeiter in Billiglohnbranchen, die laut dem nationalen Statistikamt ohnehin besonders stark vom neuartigen Coronavirus betroffen sind, ab Mittwoch wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren sollen. Es fehlten zudem klare Ansagen zu geeigneten Schutzvorkehrungen.

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