BKA registriert vermehrt Zuwanderer in Ermittlungsverfahren gegen Clans
Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet in Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Clans eine steigende Zahl tatverdächtiger Zuwanderer.

Das Wichtigste in Kürze
- Neue Gruppen machten alteingesessenen Clans offenbar zunehmend Konkurrenz.
Dies sagte BKA-Präsident Holger Münch laut Vorabmeldung vom Montag in der ARD-Dokumentation «Beuteland - Die Millionengeschäfte krimineller Clans». Münch bezog sich auf Ermittlungsverfahren, die gegen kriminelle arabische Clans geführt werden. Ermittler schliessen vor diesem Hintergrund Auseinandersetzungen zwischen künftig rivalisierenden Gruppen im Bereich der organisierten Kriminalität nicht aus.
Der BKA-Präsident forderte, neue Entwicklungen im Bereich der Clankriminalität zu beobachten - auch wenn es mit Blick auf die steigende Zahl tatverdächtiger Zuwanderer noch keine verfestigten Strukturen gebe. Dem Bericht zufolge geht es vor allem um Zuwanderer, die in den vergangenen Jahren aus Syrien und dem Irak nach Deutschland kamen.
«In etwa einem Drittel der Verfahren sind auch Zuwanderer als Tatverdächtige aufgetaucht - und das bedeutet, wir müssen das Phänomen weiter sehr genau im Auge behalten», sagte Münch. Nach den Erfahrungen aus der libanesischen Zuwanderung seit den 70er Jahren dürfe man «solche Dinge nicht über Jahre laufen lassen - das ist, glaube ich, die grosse Lehre, die wir aus den Entwicklungen der letzten 30 Jahre ziehen müssen.»
Der Essener Polizeipräsident Frank Richter berichtete in der ARD-Dokumentation von Beobachtungen der Polizei, wonach Zuwanderer den alteingesessenen arabisch-libanesischen Clans zunehmend Konkurrenz machen und sie unter Druck setzen. Während Zuwanderer aus dem Irak lange nur «als sogenannte Läufer» im Drogenhandel für die Altclans tätig gewesen seien, würden nun Gruppierungen beobachtet, welche «die Geschäfte zu übernehmen» versuchten.
Richter äusserte die Einschätzung, dass es bei Konflikten zwischen alteingesessenen Clans und den neuen Gruppen zu schweren Auseinandersetzungen kommen könne, weil die Zugewanderten zum Teil über «Kampferfahrung» verfügten. «Das ist natürlich noch mal eine ganz, ganz andere Qualität als das, was wir momentan haben.»
Der Dokumentation zufolge beobachtet die Polizei auch in Niedersachsen seit der jüngsten Zuwanderung aus Kriegsgebieten neue Formen der Kriminalität. Im internen Lagebild «Clankriminalität» vom Mai 2018 heisst es demnach: «Clankriminalität entwickelt immer neue Facetten».
So würden in Peine im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen libanesisch-stämmigen Grossfamilien und Flüchtlingen syrischer Herkunft neue «bandenähnliche Strukturen» unter den Zuwanderern festgestellt. Der Chef des Landeskriminalamts Niedersachsen, Friedo de Vries, warnte davor, dass sich eine «Subkultur bildet, die am Ende in kriminelle Strukturen übergehen kann.»