Dem Ex-Kommissar José Manuel Villarejo wird vorgeworfen, die spanische Elite über Jahre hinweg bespitzelt zu haben. Nun muss er sich vor Gericht verantworten.
Prozess
Ex-Kommissar José Manuel Villarejo am ersten Prozesstag. - POOL/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • José Manuel Villarejo wird die langjährige Bespitzelung von Spaniens Elite vorgeworfen.
  • Diese wurden dann im Auftrag seiner prominenten Kunden erpresst.
  • Der beschuldigte Ex-Polizist sieht sich als Opfer einer Vernichtungskampagne.

Über Jahre hinweg soll er Vertreter von Spaniens Elite gegen Geld bespitzelt haben. Deswegen muss sich ein ehemaliger Polizist seit Mittwoch vor dem höchsten Strafgericht des Landes verantworten.

Die Ermittler werfen José Manuel Villarejo vor, dutzende einflussreiche Geschäftsleute und Politiker ausspioniert zu haben. Diese sollten dann im Auftrag seiner ebenfalls prominenten Kunden erpresst oder in Verruf gebracht werden.

Der 70-Jährige sieht sich als Opfer einer Vernichtungskampagne. «Ich wurde nicht wie ein mutmasslicher Rechtsbrecher behandelt, sondern wie ein Feind, den es zu erschiessen gilt». So klagte der ehemalige Kommissar bei seiner Ankunft vor dem Gericht in Madrids Vorort San Fernando de Henares.

Aufzeichnung von Gesprächen über illegale Gelder

Zu Villajeros mutmasslichen Opfern oder Auftraggebern gehören Banker, hohe Beamte, Politiker und Richter. Heimlich aufgezeichnet hat er etwa ein Gespräch zwischen Ex-König Juan Carlos und seiner Geliebten über illegale Gelder aus Saudi-Arabien. Der frühere konservative Innenminister Jorge Fernández Díaz wurde verdächtigt, die Dienste für Schmierkampagnen gegen seine Gegner genutzt zu haben.

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Der spanische Ex-König Juan Carlos. (Archivbild) - keystone

Zu seinen weiteren Kunden sollen der ehemalige Chef der BBVA-Bank, Francisco González, sowie Spaniens grösster Energiekonzern Iberdrola gehören. Gegen dessen Chef Ignacio Galán wird seit Juni wegen Bestechung und Betrugs ermittelt: Villarejos soll für ihn kompromittierende Informationen über den Präsidenten von Real Madrid, Florentino Pérez, gesammelt haben. Damit sollten diese vom Kauf des Energiekonzerns abgehalten werden.

Die Staatsanwaltschaft nahm in dutzenden Fällen Ermittlungen au. Nach deren Angaben wurden 40 Terabyte an heimlich aufgenommenen Gesprächen beschlagnahmt. Soviel, wie mehrere Monate ununterbrochener Radiosendungen.

Es droht eine 109-jährige Haftstrafe

Im Prozess vor der Audiencia Nacional de España gegen Villarejo und weitere Verdächtige geht es aber nur um drei Fälle. Dem 70-Jährigen droht eine bis zu 109-jährige Haftstrafe. Und weitere Prozesse über noch spektakulärere Aspekte der komplexen Affäre, zu denen die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, dürften folgen.

In den vergangenen Jahren hat Ex-Kommissar Villarejo in den Medien immer wieder besonders kompromittierende Auszüge aus seinen abgehörten Gesprächen lanciert. Am Mittwoch rechtfertigte er diese Strategie mit der «Pflicht», die von ihm beobachteten «illegalen Sachen» aufzuzeigen. «Ich habe niemals Angst gehabt», sagte er am Rande des Prozesses. «Auch nicht vor den Mächtigen».

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