Beim «Proms»: Umstrittene Lieder werden doch gesungen
«Last Night of the Proms» war in letzter Zeit Zentrum einer hitzigen Diskussion über imperialistische Hymnen. Die umstrittenen Lieder werden trotzdem gesungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Über das «Last Night of the Proms»-Konzert sind hitzige Diskussionen entbrannt.
- Grund dafür sind zwei imperialistische Hymnen, die traditionellerweise gesungen werden.
- Wegen der «BLM»-Bewegung forderten viele Leute die Streichung der Lieder aus dem Programm.
- BBC wollte die Lieder nur musikalisch spielen, doch nun werden sie trotzdem gesungen.
Zwei umstrittene britische Lieder werden nun doch auf dem berühmten «Last Night of the Proms»-Konzert gesungen. Einige ausgewählte Chorsänger sollen die wegen Grossbritanniens kolonialer Vergangenheit heiss diskutierten Stücke live vortragen. Das berichtete der Sender BBC am Mittwoch.
Zuvor hatte die BBC angekündigt, die traditionellen Hymnen nur als Orchesterversion spielen zu wollen. Premier Boris Johnson hatte das als «Selbstdiskriminierung» kritisiert. Bei den umstrittenen Hymnen handelt es sich um «Rule, Britannia» und «Land Of Hope And Glory».

Im Zuge der «Black Lives Matter»-Proteste hatte es einen heftigen Streit um die Liedtexte beim Proms gegeben. In «Rule, Britannia» von 1740 heisst es unter anderem: «Herrsche Britannia .... Briten werden niemals Sklaven sein.»
Zum Finale der jährlichen Sommer-Konzertreihe singen viele Briten normalerweise laut mit und schwenken ihre «Union Jack»-Fähnchen. Wegen der Corona-Pandemie finden die Konzerte am 12. September in der Royal Albert Hall in diesem Jahr allerdings ohne Publikum statt. Für Zuschauer sind sie nur im Rundfunk zu erleben.
«Last Night of the Proms» vom Sofa aus
«Die Texte werden im Saal gesungen, das Publikum kann gern von zu Hause aus mitsingen», hiess es von einem BBC-Sprecher. Die Kehrtwende des Senders wurde einen Tag nach dem Antritt des neuen BBC-Chefs Tim Davie bekannt. Davie hatte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge betont, der Sender müsse dringend reformiert werden.
Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, begrüsste die Entscheidung des Senders. Patriotische Lieder zu singen stehe nicht im Widerspruch dazu, sich kritisch mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus zu lernen.