Deutsche Sicherheitsbehörden sind am Dienstag mit einer Grossrazzia gegen eine Internetplattform zum Austausch von Informationen und Material zur Drogen- und Sprengstoffherstellung vorgegangen.
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Eine beleuchtete Computertastatur. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Razzien in Deutschland und anderen Ländern - Grosse Chemikalienmengen gefunden.

Wie Staatsanwaltschaft und Polizei im niedersächsischen Göttingen mitteilten, wurden dabei diverse Anschriften in neun Bundesländern sowie in Kroatien und Litauen durchsucht. Die Razzien richteten sich gegen Betreiber wie Nutzer der Plattform. Festnahmen gab es nicht.

Nach Angaben der Ermittler wurden 22 Verdächtige im Alter zwischen 17 und 55 Jahren überprüft sowie 34 Objekte durchsucht, wobei auch grössere Mengen von chemischen Substanzen sowie Sprengstoffe und Waffen beschlagnahmt wurden. Darunter waren rund 127 Kilogramm Grundstoffe zur Herstellung von Sprengstoff sowie 30 Kilogramm von chemischen Substanzen, mit denen sich Drogen produzieren lassen.

Dazu kamen unter anderem erhebliche Mengen an Pyrotechnik sowie sogenannte Polenböller, aber auch 20 Gramm gewerblicher Profisprengstoff und 20 Gramm sogenannter Initialsprengstoff, mit dem sich grössere Sprengsätze zünden lassen. Gefunden wurden auch mehrere Gewehre.

Die Behörden beschlagnahmten zugleich die Domain der Plattform, die frei für alle über das Netz zugänglich war. Damit war diese nicht mehr erreichbar. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) lobte den Einsatz. Illegale virtuelle Marktplätze wie dieser seien «im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich».

Die Ermittlungen gegen die Plattform mit dem Namen Xplosives.net liefen nach Angaben der Behörden seit September, neben der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Göttingen war das niedersächsische Landeskriminalamt eingebunden. Insgesamt waren an den Razzien rund tausend Polizisten verschiedener Dienststellen beteiligt.

Die Plattform diente als Forum, in dem laut Behörden «umfangreich und detailliert» über die Herstellung von Sprengstoff und Drogen berichtet wurde. Sie wurde auch zum Handel mit Grundstoffen und Rauschgift genutzt. Es gab 3000 registrierte Nutzer, davon etwa 360 aktive.

Die Durchsuchungen richteten sich demnach gegen Betreiber sowie jene Nutzer der Plattform, bei denen ein konkreter Verdacht auf Straftaten nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz, dem Waffengesetz, dem Sprengstoffgesetz und dem Betäubungsmittelgesetz vorlagen. Alle Verdächtigen kamen nach Ende der Massnahmen auf freien Fuss.

Der Zugriff vom Dienstag verdeutliche, dass die Polizei in der Lage sei, Täter «aus der vermeintlichen Anonymität des Internets herauszuholen», erklärte der Chef der Göttinger Kriminalpolizei, Matthias Schroweg. Damit sei ein wichtiges Zeichen gesetzt worden.

Bei den Razzien fanden die Beamten diverse chemische Substanzen wie Kaliumchlorat, Ammoniumnitrat, Salpeter- und Schwefelsäure und teils noch unidentifizierte weitere Stoffe. Es fanden sich auch Zündschnüre und Sprengkapseln. Dazu kamen Computer, Festplatten, USB-Sticks, Kleinkalibermunition, eine Schreckschusspistole und das Gehäuse eines US-Sturmgewehrs M16.

Es gibt auch Hinweise auf Treffen der Nutzer im Rahmen sogenannter Sprengconventions. Darauf deuteten den Ermittlern zufolge viele Videos hin, die im Internet hochgeladen wurden. Die Plattform wurde demnach auch im Zusammenhang mit dem Hamburger G20-Gipfel vor zwei Jahren auf «einschlägigen Seiten» erwähnt. Damals war es in der Hansestadt zu tagelangen schweren Ausschreitungen gekommen.

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