Nach der Anklageerhebung gegen den TÜV Süd wegen eines Dammbruchs in Brasilien mit 270 Toten vor rund einem Jahr fordert eine Menschenrechtsorganisation, die Mitverantwortung des Unternehmens bei dem Unglück auch in Deutschland aufzuklären.
Brumadinho
Luftaufnahme des Vale-Bergwerks - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aktivisten: Staatsanwaltschaft München muss Ermittlungen fortsetzen.

Trotz der Anklage in Brasilien müsse die Staatsanwaltschaft München ihre Ermittlungen fortsetzen, erklärte das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) am Donnerstag in Berlin.

«Dank unserer Strafanzeige ermittelt auch die Staatsanwaltschaft München zur Rolle von TÜV Süd. Ich hoffe, dass bald alle Betroffenen Gerechtigkeit erlangen», zitierte das ECCHR eine Angehörige eines der Toten. Sie hatte im Oktober zusammen mit ECCHR und dem Hilfswerk Misereor sowie weiteren Betroffenen eine Anzeige gegen den TÜV Süd und einen Mitarbeiter wegen fahrlässiger Tötung eingereicht. Die Frau warf dem TÜV Süd und dem Betreiberkonzern des Bergwerks vor, sich gegenseitig die Schuld an dem Dammbruch zuzuschieben.

Die Betroffenen und Organisationen forderten von der deutschen Politik ein Gesetz zur menschrenrechtlichen Sorgfalt. Mit diesem Gesetz sollen Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden haftbar gemacht werden. «Globale Unternehmen dürfen nicht länger Gewinne auf Kosten der Menschenrechte und der Umwelt machen», hiess es von den Aktivisten. Gäbe es dieses Gesetz, wären Unternehmen dazu verpflichtet, so zu wirtschaften, dass Mensch und Natur nicht gefährdet werden.

Am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais Anklage gegen den TÜV Süd und den Bergbaukonzern Vale erhoben. Zudem wurden 16 Einzelpersonen «vorsätzlicher Tötung» angeklagt.

Der Dammbruch im Vale-Bergwerk Córrego do Feijão am 25. Januar 2019 war eines der schwersten Unglücke in der Geschichte Brasiliens. 13 Millionen Kubikmeter Schlamm mit Bergbauabwässern ergossen sich damals über die Umgebung und rissen zahlreiche Menschen mit sich. 270 Menschen kamen ums Leben. 259 Leichen konnten geborgen werden, elf weitere wurden bis heute nicht gefunden.

Nach der Katastrophe geriet auch der TÜV Süd in die Kritik. Das deutsche Prüfunternehmen hatte den Damm im Auftrag von Vale im September 2018 begutachtet und trotz mehrerer Wartungsempfehlungen für sicher erklärt.

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