Ein tausend Jahre alter Sarkophag, die Leiche eines Erzbischofs, womöglich alte Kostbarkeiten ? in Mainz spielt sich in diesen Tagen ein wahrer Archäologiekrimi ab. In der Johanniskirche mitten in der Innenstadt soll am kommenden Dienstag ein Steinsarkophag aus dem Mittelalter geöffnet werden.
Der Sarkophag in der Mainzer Johanniskirche
Der Sarkophag in der Mainzer Johanniskirche - dpa/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Tausend Jahre alter Sarkophag soll am Dienstag geöffnet werden.
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Er wurde Ende 2018 bei Ausgrabungen im Kirchenfussboden entdeckt, in ihm vermuten die Forscher die sterblichen Überreste des früheren Mainzer Erzbischofs Erkanbald.

«Das hat natürlich was von Tal der Könige, von Mumien und alten Horrorfilmen», sagte der Mainzer Dekan Andreas Klodt am Mittwoch. Die Öffnung eines seit tausend Jahren verschlossenen Sarkophags sei zumindest in jüngster Zeit in Deutschland einmalig, ergänzte Grabungsleiter Guido Faccani.

Der steinerne Sarkophag ist ausgesprochen gut erhalten, sein Deckel weist die typische Gestaltung eines Grabmals aus dem elften Jahrhundert auf. Der Sarkophag liege zudem genau auf der Mittelachse der Kirche nahe beim Altarraum - «ein Zeichen, dass hier ein Hochprivilegierter bestattet wurde», sagte Faccani. Das Wichtigste aber: Der Sarkophag sieht unberührt aus.

Erkanbald war von 1011 bis zu seinem Tod im Jahr 1021 Erzbischof von Mainz. Dass er in St. Johannis begraben liegt, wussten die Forscher, nicht aber wo. Die Johanniskirche ist heute eine schlichte evangelische Kirche, 2013 wollte die Gemeinde hier eine Fussbodenheizung einbauen ? daraus wurde eine der spannendsten archäologischen Grabungen Deutschlands.

500.000 Einzelfunde sowie alte Fundamente belegten: Die Johanniskirche ist die alte Bischofskathedrale von Mainz und eine der ältesten frühchristlichen Kirchen Deutschlands. Die Forscher hoffen nun, in dem Sarkophag die Überreste des Erzbischofs und mehr zu finden: Schuhe, Gewänder, einen Bischofsring und Bischofsstab sowie Grabbeigaben wie Messkelche könnte der Sarg enthalten, sagte Faccani.

Mit Hilfe eines Krans soll am Dienstag der 700 Kilogramm schwere Deckel angehoben werden, ein Expertenteam aus Wissenschaftlern soll umgehend den Inhalt untersuchen. Geborgen werden sollen die Funde jedoch nicht: «Wir nehmen nichts raus, es bleibt alles drin, der Deckel geht am Schluss wieder drauf», betonte Faccani. «Wir gehen nicht mit Indiana-Jones-Haltung und -Hut da rein.»

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