Angeklagter von Avignon frühestens am Montag wieder vor Gericht
In dem Aufsehen erregenden Vergewaltigungsprozess im französischen Avignon verzögert sich die Aussage des Hauptangeklagten Dominique Pelicot aus gesundheitlichen Gründen erneut. Pelicots Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, der 71-Jährige könne «bestenfalls» am Montag erneut bei Gericht erscheinen, erklärte der Vorsitzende Richter Roger Arata am Mittwoch. «Ich denke, er wird ins Krankenhaus eingeliefert und vor Ort versorgt.»
Pelicot hatte bereits am Montag vorzeitig die Gerichtsverhandlung verlassen und blieb auch am Dienstag wegen Bauchschmerzen der Verhandlung fern. Am Mittwochmorgen erschien der 71-Jährige wieder sichtlich geschwächt vor Gericht. Der Vorsitzende Richter entband den Franzosen erneut davon, dem Prozess zu folgen.
Weiter verlangte Arata, dass im Laufe des Tages ein rechtsmedizinisches Gutachten vorgenommen werde, um über die Fortsetzung des Prozesses zu entscheiden.
Pelicots Geständnis und Giseles Leidensweg
Pelicot, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubte und Fremden zur Vergewaltigung anbot, hätte am Dienstag erstmals vor Gericht aussagen sollen. Gutachter hatten ihm am Vortag bescheinigt, «egozentrisch» und «manipulierend» zu sein. Er hat gestanden, seine mittlerweile geschiedene Frau Gisèle ohne ihr Wissen gemeinsam mit Fremden missbraucht zu haben. Dies sei eine Art Sucht geworden, hatte er den Ermittlern erklärt.
Gisèle Pelicot hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging.
Dies wurde aufgedeckt, als ihr Mann wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet und die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau stiessen.
Die schockierenden Details des Falls
Etwa 200 Mal war Gisèle Pélicot zwischen 2011 und 2020 ohne ihr Wissen vergewaltigt worden, teils von ihrem Ehemann und in 92 Fällen von Fremden. Die Ermittler identifizierten 50 von ihnen, die sich nun neben dem Hauptangeklagten vor Gericht verantworten müssen. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.