Spaniens Altkönig Juan Carlos befindet sich im Ausland. Doch Spaniens Regierung will nicht von einer Flucht sprechen. Zumindest der Ministerpräsident nicht.
Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien, ist ins Exil gegangen. Foto: Esteban Felix/AP/dpa
Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien, ist ins Exil gegangen. Foto: Esteban Felix/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Francos Nachfolger Juan Carlos befindet sich im Ausland.
  • Ministerpräsident Sánchez lobte das Königshaus und äusserte Respekt für Juan Carlos.
  • Die Stadt Gijón will die Avenida Juan Carlos I. bereits umbenennen.

Nach der mysteriösen Ausreise Altkönigs Juan Carlos reisst die Kritik an Regierung und Royals in Spanien nicht ab. Der unter Korruptionsverdacht stehende Altkönig sei nicht vor der Justiz geflüchtet. Dies versicherte die stellvertretende Ministerpräsidentin Carmen Calvo am Mittwoch im nordspanischen Oviedo. «Er ist vor nichts geflohen», der 82-Jährige sei kein Angeklagter, betonte sie vor Journalisten.

In einem am Montagabend vom Königshaus veröffentlichten Brief an seinen Sohn und Nachfolger Felipe VI. hatte Juan Carlos mitgeteilt, dass er wegen der Finanzaffäre ins Ausland ziehe. Damit wolle er die Arbeit Felipes «erleichtern». Nach Medienberichten hatte das frühere Staatsoberhaupt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Briefes Spanien längst verlassen.

Das Exil des Altkönigs sei von der Regierung und dem Königshaus gemeinsam beschlossen worden, versicherten gewöhnlich gut informierte Medien. Der Aufenthaltsort des Bourbonen war am Mittwoch allerdings weiter unklar. Das Königshaus hüllte sich zu dieser Frage in Schweigen. Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte auf Fragen von Journalisten nur: «Ich weiss es nicht.»

Gijón wird Strasse umbenennen, andere Städte wollen folgen

Juan Carlos soll sich nach übereinstimmenden Berichten in der Dominikanischen Republik aufhalten. Er sei dort bei einem engen Freund, dem Zuckermagnaten Pepe Fanjul, untergekommen, heisst es.

Sánchez lobte das Verhalten des Königshauses und zollte «Respekt» für die Entscheidung von Juan Carlos. Sein zweiter Stellvertreter Pablo Iglesias vom Koalitions-Juniorpartner Unidas Podemos sprach von einer «unwürdigen Flucht».

Die Stadt Gijón im Norden Spaniens kündigte wegen des Skandals die Umbenennung der Avenida Juan Carlos I., einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt. Laut Medien erwägen weitere Gemeinden und Regionen ähnliche Massnahmen.

Juan Carlos: Immunität mit Abdankung verloren

Im Skandal geht es um mutmassliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. Juan Carlos soll 2008 von den Saudis 100 Millionen US-Dollar für die Vermittlung kassiert haben.

Damals genoss er als Monarch zwar noch Immunität. In Zusammenhang mit der Zahlung wird er aber nun der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche nach seiner Abdankung verdächtigt. Im Juni leitete das Oberste Gericht in Madrid Ermittlungen ein.

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