Siemens sei schuld an den gedrosselten Gaslieferungen aus Russland, meint Altkanzler Gerhard Schröder. Er macht fehlende Turbinen für die Krise verantwortlich.
Gerhard Schröder
Im Buch «Die Moskau-Connection» zeigen die beiden Autoren Reinhard Bingener und Markus Wehner wie Gerhard Schröder die Russlandpolitik in Deutschland prägte.. (Archivbild) - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gerhard Schröder sieht die Verantwortung für gedrosselte Gaslieferungen bei Siemens.
  • In der Pipeline Nordstream 1 fehlen laut dem Altkanzler Turbinen.
  • Daran sei Siemens schuld, Russland trage keine Verantwortung, so Schröder.

In der Debatte zu russischen Erdgas-Lieferungen sieht Gerhard Schröder die Schuld bei Siemens. Der deutsche Altkanzler hält fehlende Turbinen der Pipeline Nord Stream 1 für die Ursache der aktuellen Gaskrise.

Die benötigten Turbinen würden von Siemens hergestellt und müssten regelmässig gewartet werden. Schröder äusserte sich am Mittwoch gegenüber «Stern» und RTL/ntv.

Schröder sieht Ursache technisch bedingt

Aber das Unternehmen habe die gerade viel debattierte Turbine aus der Wartung in Kanada nach Mülheim an der Ruhr gebracht. So fuhr Schröder fort. «Warum sie dort ist und nicht in Russland, verstehe ich nicht.»

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Mehrere Staaten schieben sich gegenseitig die Schuld zu. - AFP/Archiv

Aktuell werden nur 20 Prozent der normalen Gasmenge über die Pipeline Nord Stream 1 geliefert. Das ist nach Darstellung Schröders technisch bedingt. «Es wären schon 60 Millionen, also doppelt so viel, wenn nur Turbine Nummer 2 verfügbar wäre. Das liegt in der Verantwortung von Siemens, wenn ich das richtig sehe.»

Seit Juni hat Russland die Gaslieferungen über Nord Stream 1 zurückgefahren. Der Energiekonzern Gazprom begründete dies mit der fehlenden Turbine.

Siemens und Scholz weisen Vorwürfe zurück

Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt Vorwürfe gemacht. Der Konzern habe nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt. Siemens Energy hatte die Vorwürfe von Gazprom zurückgewiesen.

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Gazprom-Logo an einer Tankstelle in Moskau. (Archivbild) - AFP

Am Mittwoch wollte Bundeskanzler Olaf Scholz die Turbine besichtigen. Diese wurden auf dem Weg von Kanada nach Russland in Mülheim an der Ruhr zwischengelagert.

Laut Siemens Energy steht die Turbine für den Weitertransport nach Russland bereit. Wegen der Umgehung der Sanktionen ist die Lieferung umstritten. Im Interview mit der kanadischen Zeitung «The Globe and Mail» verteidigte sie Scholz.

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Scholz im Bundestag. - AFP

Man habe dadurch «Putins Bluff auffliegen lassen», sagte Scholz. «Er kann diesen Vorwand nicht mehr verwenden und keine technischen Gründe mehr für ausbleibende Gaslieferungen ins Feld führen.»

Kreml dementiert politische Motivation

Schröder sagte, er habe bei seinem Besuch in Moskau gefragt, ob die Drosselung der Gaslieferungen politisch motiviert sei. «Aber die klare Antwort lautete: Es gibt keine politische Ansage des Kreml, den Gasfluss zu drosseln. Es handelt sich hier vorwiegend um ein technisches und bürokratisches Problem, übrigens eins auf beiden Seiten. Und eine Seite schiebt der anderen den Schwarzen Peter zu.»

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