Der Ex-Präsident von Algerien, Abdelaziz Bouteflika, ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Er war in dem Land 20 Jahre lang an der Macht.
Algeria Obit Bouteflika Algerien
Der algerische Ex-Präsident Abdelaziz Bouteflika ist verstorben. (AP Photo/Sidali Djarboub, File). - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Algeriens Ex-Präsident Bouteflika ist im Alter von 84 Jahren verstorben.
  • Er hatte an einer schweren Krankheit gelitten.

Fast 20 Jahre war Bouteflika im grössten afrikanischen Land an der Macht. Obwohl er gesundheitlich schwer angeschlagen war, kündigte er eine erneute Kandidatur an. Auch sein Nachfolger ist umstritten.

Algeriens früherer Staatschef Abdelaziz Bouteflika ist nach schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben. Das berichtete das algerische Staatsfernsehen in der Nacht zum Samstag.

Die Massenproteste gegen den langjährigen Präsidenten hatten das grösste afrikanische Land 2019 in eine tiefe politische Krise gestürzt. Vorher hatte Bouteflika das Land seit 1999 für vier aufeinanderfolgende Amtszeiten regiert. Und geholfen, es aus seinem «schwarzen Jahrzehnt» eines blutigen Bürgerkrieges zu führen.

Bouteflika sollte Algerien nach Bürgerkrieg versöhnen

Bouteflika wurde 1999 zum Staatschef gewählt und überstand auch zunächst die Proteste in der arabischen Welt 2011. Im Westen galt er als verlässlicher Partner im Kampf gegen den Terror.

In Algerien selbst sollte er das Land nach einem blutigen Jahrzehnt des Bürgerkrieges wieder versöhnen. Was ihm mit Hilfe des Militärs und politischer Netzwerke auch zunächst gelang. Sein politisches Geschick hatte ihm zuvor schon in seinen 16 Jahren als Aussenminister genutzt.

Abdelaziz Bouteflika Algerien Rücktritt
Abdelaziz Bouteflika, damaliger Präsident von Algerien, sitzt in einem Rollstuhl, nachdem er als Präsident vereidigt wurde. (Archiv) - DPA

Mehr und mehr wurde aber Widerstand gegen Bouteflika laut. In den letzten Jahren seiner Amtszeit trat der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzende Präsident kaum noch öffentlich in Erscheinung.

Selbst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel musste 2017 einen Besuch in letzter Sekunde absagen. Dies, weil es der Gesundheitszustand Bouteflikas nicht zuliess. Mehrfach liess er sich im Ausland behandeln.

Rücktritt kurz vor Ende vierter Amtszeit

Als Bouteflika trotzdem ankündigte, im Frühjahr 2019 für eine fünfte Amtszeit kandidieren zu wollen, entlud sich der Zorn in Algerien. Massenproteste mit Millionen Teilnehmern waren die Folge. Die Demonstranten forderten dabei seinen Abschied aus der Regierung. Das Militär entzog ihm schliesslich die Unterstützung und Bouteflika trat wenige Tage vor Ende seiner vierten Amtszeit zurück.

algerien
Bouteflika im Jahr 2017. - AFP/Archiv

Die Proteste in Algerien hielten jedoch an. Im Nachfolger Abdelmadjid Tebboune an der Staatsspitze und der Regierung sehen die Demonstranten die Fortsetzung der alten Machtelite Bouteflikas. Sein Rücktritt liess jedoch Raum für neue Machtkämpfe: Der jüngere Bruder und Berater des Präsidenten, Said Bouteflika, gilt vielen Beobachtern als potenzieller Nachfolger.

Er wurde ebenso verhaftet wie viele Wirtschaftsbosse algerischer Unternehmen. Die Wirtschaftslage verbesserte sich auch nach dem Abgang Bouteflikas zunächst nicht.

Nach Meinung politischer Beobachter war das Handeln Bouteflikas von drei grossen Leitlinien bestimmt: der Beendigung des Bürgerkriegs, der Beendigung der internationalen Isolation Algeriens sowie der Einschränkung der Macht der Militärs. Von diesen selbstgestellten Aufgaben konnte er zumindest bei den ersten beiden Erfolge erzielen. In dem Bürgerkrieg waren je nach Schätzungen zwischen 60'000 und 150'000 Menschen umgekommen.

Massenproteste gegen Tebboune-Regierung

Dringend nötige wirtschaftliche Reformen vernachlässigte Bouteflika allerdings, und auch einen demokratischen Wandel liess Bouteflika nicht zu. Dieser erfasste ab 2011 unter anderem die regionalen Nachbarn Tunesien, Ägypten und Libyen im Zuge der arabischen Aufstände. Seine letzte Zeit verbrachte Bouteflika so, wie er in den letzten Jahren auch regiert hatte: als «Phantom».

Auch gegen die Regierung des Präsidenten Tebboune kam es wiederholt zu Massenprotesten. Er war im Dezember 2019 als Bouteflikas Nachfolger gewählt worden. Dabei forderten Tausende einen echten politischen Wandel und ein Ende von Korruption und Misswirtschaft. Insgesamt gilt Algerien, das zu den grössten Öl- und Gasproduzenten Afrikas zählt, heute aber als verhältnismässig stabil.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Angela MerkelKorruptionRegierungTerror