Haft

24 Jahre Haft für Arzt aus Ruanda wegen Völkermordes

Keystone-SDA
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Frankreich,

Ein ehemaliger Arzt wurde in Frankreich wegen des Völkermordes in Ruanda zu 24 Jahren Haft verurteilt. Er soll der Interimsregierung nahegestanden haben.

Sosthène Munyemana
Der Arzt Sosthène Munyemana muss in Frankreich 24 Jahre ins Gefängnis. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Arzt aus Ruanda muss wegen des Völkermords 24 Jahre ins Gefängnis.
  • Ein Gericht in Frankreich sprach ihn der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig.
  • Sein Anwalt hat bereits angekündigt, in Berufung gehen zu wollen.

Wegen des Völkermordes ist ein früherer Arzt aus Ruanda in Frankreich zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Pariser Geschworenengericht sprach den 68-jährigen Sosthène Munyemana am Dienstag des Völkermordes, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Beteiligung an einer Verschwörung zur Vorbereitung dieser Verbrechen schuldig.

Seine Anwälte kündigten umgehend an, in Berufung gehen zu wollen. Der frühere Gynäkologe, der seit 1994 im Südwesten Frankreichs lebt, hat alle Vorwürfe bestritten. Die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre Haft gefordert.

Ruanda
Beim Völkermord in Ruanda wurden 1994 zwischen 800'000 und einer Million Menschen getötet. - keystone

Munyemana soll der ruandischen Interimsregierung nahegestanden haben, die 1994 zum Massenmord an der Volksgruppe der Tutsi aufgerufen hatte. Er hatte nach Darstellung der Anklage an einer Sitzung teilgenommen, auf der Strassensperren beschlossen wurden, an denen Tutsi festgenommen wurden, um sie später zu töten.

Arzt behauptet, er habe Tutsis retten wollen

Munyemana verfügte demnach auch über den Schlüssel zu einem Büro, in dem mehrere Angehörige der Tutsi-Volksgruppe unter unwürdigen Bedingungen tagelang eingesperrt waren, bevor sie getötet wurden. Der Angeklagte hatte hingegen erklärt, dass er ein gemässigter Hutu gewesen sei. Er habe die Bedrohten nicht einsperren, sondern verstecken und retten wollen.

Bei dem Völkermord in Ruanda waren zwischen April und Juli 1994 etwa 800'000 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen aus der Volksgruppe der Tutsi, aber auch gemässigte Hutu. Der Prozess gegen Munyemana war der sechste Prozess in Frankreich gegen mutmassliche Komplizen des Genozids.

Vor dem früheren Mediziner wurden in Frankreich sechs Männer – drei hochrangige Beamte, ein Militär, ein Gendarm und ein Fahrer – wegen Beteiligung an dem Völkermord zu Haftstrafen zwischen 14 Jahren und lebenslänglich verurteilt.

Zwei weitere Angeklagte in Belgien schuldig gesprochen

Ebenfalls am Dienstag wurden in der belgischen Hauptstadt Brüssel zwei Männer aus Ruanda in einem Prozess zu dem Völkermord schuldig gesprochen. Der 76-jährige Pierre Basabosé soll in Ruanda einer der Geldgeber der Hutu-Miliz Interahamwe gewesen sein. Diese spielte eine zentrale Rolle bei dem Genozid.

Der 66-jährige Séraphin Twahirwa soll eine Interahamwe-Einheit in Kigali befehligt haben, die dutzende Morde verübt haben soll. Ihm werden ausserdem Vergewaltigungen von Tutsi-Frauen zur Last gelegt.

Die beiden Männern wurden nun der Kriegsverbrechen und des Völkermords schuldig gesprochen. Das Strafmass soll bald verkündet werden. Den Männern droht lebenslange Haft.

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