Wegen der Coronavirus-Pandemie sollen sich in Grossbritannien 1,5 Millionen Risikopatienten drei Monate lang in Quarantäne begeben.
Schüler in Grossbritannien
Schüler in Grossbritannien - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Regierung kündigt Telefonhotline und Lieferdienste an.

«Die Menschen sollten zu Hause bleiben, unser staatliches Gesundheitssystem schützen und Leben retten», forderte Grossbritanniens Staatssekretär für kommunale Angelegenheiten, Robert Jenrick, am Sonntag. «Besonders gefährdete Menschen» sollten «zusätzliche» Massnahmen ergreifen, um sich selbst «abzuschirmen». Premierminister Boris Johnson warnte derweil vor einem «krassen» Anstieg bei den Infektionszahlen.

Menschen mit Vorerkrankungen sollten «mindestens zwölf Wochen» in häuslicher Isolation verbringen, erklärte Jenrick. Die Aufforderung richtet sich unter anderem an Blut- oder Knochenkrebspatienten sowie an Menschen, die unter Stoffwechselerkrankungen leiden. Auch Patienten nach einer Organtransplantation sollen der Anweisung folgen.

Menschen, die zu einer oder mehreren Risikogruppen gehörten, würden von ihren Hausärzten oder Spezialisten kontaktiert und zur zwölfwöchigen Quarantäne aufgefordert, erklärte Jenrick weiter. Es werde eine spezielle Hotline geben sowie Lieferdienste für Lebensmittel und Medikamente.

Paul Johnstone, Direktor von Public Health England, erklärte, die Betroffenen sollten weder zum Einkaufen noch auf Reisen gehen und das Haus auch in ihrer Freizeit nicht verlassen.

Premierminister Johnson sprach am Sonntag von «krassen» Infektionszahlen und einer «beschleunigten» Ausbreitung des Coronavirus. «Wir sind nur Wochen ? vielleicht zwei oder drei ? hinter Italien», sagte Johnson am Sonntag mit Verweis auf das am stärksten von der Pandemie betroffene Land Europas. «Die Italiener haben ein hervorragendes Gesundheitssystem. Und trotzdem sind ihre Ärzte und Krankenpfleger komplett mit der Situation überfordert», sagte Johnson weiter.

In Grossbritannien sind bereits 233 Menschen an dem neuartigen Coronavirus gestorben. Insgesamt wurden im Vereinigten Königreich mehr als 5000 Menschen positiv auf den Erreger Sars-Cov-2 getestet.

Johnsons Regierung war wegen ihres lange Zeit zögerlichen Umgangs mit der Corona-Krise heftig kritisiert worden. Erst deutlich nach den meisten EU-Ländern hatte sie dazu aufgerufen, auf nicht notwendige Reisen und soziale Kontakte zu verzichten. Erst ab der kommenden Woche bleiben die Schulen geschlossen. Seit Freitagabend sind alle Restaurants, Cafés, Bars, Clubs, Theater und Freizeiteinrichtungen geschlossen.

Zudem reichte die Regierung ein Notstandsgesetz ein, das der Polizei, den Gesundheitsbehörden sowie dem Grenzschutz zusätzliche Vollmachten gibt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Jenrick warnte am Sonntag im Sender Sky TV, dass die Regierung «weitere Massnahmen» in Betracht ziehen werde, sollte die Öffentlichkeit den Vorgaben nicht folgen. Die Frage, ob die Regierung angesichts des starken Anstiegs bei den Infektionsfällen zu spät reagiert habe, verneinte der Staatssekretär jedoch.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

CoronavirusBoris JohnsonLebensmittelEURegierungTheater