Mehr als zwei Jahre nach dem qualvollen Tod von 39 vietnamesischen Migranten in einem Kühllastwagen in Grossbritannien hat ein belgisches Gericht einen Schleuser zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Die Leichen wurden in einem Container gefunden
Die Leichen wurden in einem Container gefunden - AFP

Der 45-jährige Vietnamese habe eine führende Rolle in dem Fall gespielt, urteilte das Gericht am Mittwoch in Brügge. Gegen den Mann wurde zudem eine Geldstrafe in Höhe von knapp einer Million Euro verhängt.

Die belgischen Ermittler bezeichneten den Mann als «Chef der belgischen Zelle». Rund 15 der 39 Opfer sollen sich vor der Schleusung nach Grossbritannien in zwei Brüsseler Wohnungen aufgehalten haben.

Vor dem Gericht in Brügge war bereits im Dezember gegen die insgesamt 23 Angeklagten in dem Fall verhandelt worden. Gegen die 22 Mitangeklagten des Vietnamesen hatte die Anklage Haftstrafen zwischen einem und zehn Jahren gefordert.

Der Fall hatte im Oktober 2019 weltweit für Entsetzen gesorgt. In einem Industriegebiet östlich von London waren in einem Lastwagen die Leichen von 31 Männern und acht Frauen entdeckt worden. Laut Obduktionsbericht starben sie, eingesperrt in dem Container, an Sauerstoffmangel und Überhitzung.

Der Container stammte aus der belgischen Hafenstadt Zeebrugge. Die belgische Justiz hatte deshalb - genau wie die Verantwortlichen in Grossbritannien und Vietnam - Ermittlungen aufgenommen. Im Zuge der Ermittlungen waren auch Verdächtige in Frankreich, Belgien und Deutschland festgenommen worden, die in den Menschenhandel verstrickt gewesen sein sollen.

In Grossbritannien wurden in dem Fall im Januar sieben Männer zu Haftstrafen zwischen drei und 27 Jahren verurteilt. In Vietnam wurden im September 2020 gegen vier Männer Haftstrafen zwischen zweieinhalb und siebeneinhalb Jahren verhängt, drei weitere kamen mit Bewährungsstrafen davon.

Die Opfer stammten aus armen ländlichen Regionen in Vietnam, wo viele ihr Leben riskieren in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Ausland. In Grossbritannien angekommen, arbeiten sie oft illegal auf Cannabis-Farmen oder in Nagelstudios, um ihre Schulden bei den Schleppern bezahlen zu können.

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