Fachleute schlagen Alarm: Fast 50 Prozent der Teenager gaben in einer Umfrage an, unerwünschte sexuelle Avancen einer fremden Person online erhalten zu haben.
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Mädchen nutzen ihr Handy vor allem, um über soziale Netzwerke mit ihren Freunden zu kommunizieren, Fotos zu machen oder Musik zu hören, wie eine Umfrage der ZHAW und Swisscom zeigte. - sda - KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF

Das Wichtigste in Kürze

  • Jugendliche werden immer häufiger Opfer von sexueller Belästigung im Netz.
  • Prozentual hat sich die Anzahl Fälle in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt.
  • Experten sehen die Ursache unter anderem in der oft realitätsfremden Intenret-Pornografie.
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In den vergangenen sechs Jahren haben sexuelle Belästigungen im Internet von 19 Prozent auf 44 Prozent markant zugenommen.

Zu diesem Schluss kommt eine Befragung von rund 1000 Jugendlichen in der Schweiz zwischen 12 und 19 Jahren. Durchgeführt wurde diese im Rahmen der 2-jährlichen «James»-Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Swisscom.

Mädchen waren demnach mit 55 Prozent häufiger Opfer von sexueller Belästigung als Jungen (28 Prozent).

Smartphone Betrug
Ein Smartphone liegt vor einem Mann auf dem Tisch. (Symbolbild) - dpa

Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, in der Mitteilung: «Natürlich interessieren sich Jugendliche in diesem Alter immer mehr für sexuelle Inhalte. Es ist aber etwas ganz anderes, wenn Jugendliche ungewollt damit konfrontiert werden.»

Der deutliche Anstieg solcher Belästigungen habe auch mit der Verharmlosung sexualisierter Inhalte im Netz zu tun.

Pornografie kann falsches Bild von Sexualität vermitteln

Das Interesse an erotischen, sexuellen Inhalten gehört laut den Forschenden zum Erwachsenwerden und zur Entwicklung der eigenen Sexualität dazu. Es könne aber auch problematisch sein.

Gewisse pornografische Inhalte vermitteln ein falsches oder einseitiges Bild von Sexualität und können mitunter verstörend wirken. So zeigte die Umfrage: Gut die Hälfte der 18. und 19-Jährigen schauten sich auf Handy oder Computer erotische Bilder an, oder bekamen solche zugeschickt.

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Eine Person schaut sich auf einem Computer einen Porno an. (Symbolbild) - DPA

Auch mit sogenanntem «Cybermobbing» sahen sich ein Viertel der Jugendlichen bereits konfrontiert, darunter jeder Zehnte der 12- und 13-Jährigen.

Die «James»-Studie (Jugend, Aktivität, Medien - Erhebung Schweiz) zeigt auch: Die Handynutzung hat in den letzten zwei Jahren stark zugenommen. An den Wochenenden ist sie mit fünf Stunden fast zwei Stunden höher als im Jahr 2018. Unter der Woche sind es mit drei Stunden täglich rund 40 Minuten mehr als noch vor zwei Jahren.

TiktTok und Instagram auf dem Vormarsch – Datenschutz wird vernachlässigt

Besonders wichtig für Jugendliche sind die sozialen Netzwerke, auf denen sie Beiträge von anderen anschauen und «liken».

Dabei haben Instagram, Snapchat und Tiktok der Plattform Facebook den Rang abgelaufen: 90 Prozent haben einen Account bei Instagram oder Snapchat, drei von vier Jugendlichen bei Tiktok. Facebook nutzen gerade mal 14 Prozent, während es 2014 noch 79 Prozent waren.

Instagram
Instagram gehört zu den beliebtesten Social-Media-Anwendungen von Jugendlichen. Vor zehn Jahren war das noch nicht der Fall. - Keystone

Allerdings scheinen sich die Jugendlichen weniger vorsichtig auf den Sozialen Netzwerken zu bewegen: Während 2014 noch 81 Prozent der Befragten ihre Privatsphäre mit technischen Einstellungen schützten, waren es 2020 noch 66 Prozent.

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