«Leg das Teil weg!», kommandieren die Eltern. Doch Vorschriften alleine halten die Kids nicht vom Handy fern, findet Bloggerin Rita Angelone.
Mädchen macht ein Selfie an ihrem Handy.
Eltern sind in Sachen Handynutzung die wichtigsten Vorbilder. - pexels
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Handy übt eine grosse Faszination auf Kids aus.
  • Jugendliche nutzen das Handy primär, um sich mit Freunden auszutauschen.
  • Eltern sind in Sachen Handynutzung die wichtigsten Vorbilder.
  • Familienbloggerin Rita Angelone gibt auf Nau.ch Tipps für den richtigen Handy-Umgang.

«Unsere Kinder dürfen frühestens ab sieben Jahren fernsehen. Gamen können sie grad vergessen. Und ein Handy bekommen sie erst, wenn sie in die Lehre gehen. Punkt. Schluss.»

So redeten wir daher, als wir noch keine Kinder hatten. Natürlich sind wir Lügen gestraft worden, denn sobald schon ein Kleinkind mit einem Handy in Kontakt tritt, ist es passiert.

Die Anziehungskraft dieses Geräts ist so gross, dass sich ihr kein Kind entziehen kann. Auch unsere Buben nicht.

Nicht ohne mein Handy

Bei kleinen Kindern kann man die Handynutzung noch problemlos in die richtigen Bahnen lenken. Man kann ihnen das Handy einfach entziehen, wenn genug ist. Bei Jugendlichen geht das nicht mehr.

Sie sind ganztags auswärts und haben das Smartphone ständig dabei. Kehren sie nach Hause zurück, verziehen sie sich in ihre Zimmer – selbstverständlich nicht ohne ihr Handy.

Mädchen mit roten Haaren am Handy.
Rita Angelone: «Sobald schon ein Kleinkind mit einem Handy in Kontakt tritt, ist es passiert.» - pexels

Als Teenager-Eltern müssen wir die Kontrolle über ihre Handynutzung langsam aber sicher abgeben. Wir hoffen, dass wir in all den Jahren die Medienkompetenz unserer Jungs so gut gestärkt haben, dass sie auch dann verantwortungsvoll mit dem Smartphone umgehen.

Auch wenn wir sie nicht ständig beaufsichtigen.

Was machen die Kids die ganze Zeit am Handy?

Gemäss JAMES Studie schauen Jugendliche zweieinhalb Stunden pro Tag auf ihr Handy. Am Wochenende sind es sogar drei.

Was machen sie so lange am Smartphone? Eigentlich nichts Schlimmes: Sie tauschen sich am liebsten mit ihren Freunden über WhatsApp, Instagram oder TikTok aus. Ein grosses und absolut nachvollziehbares Bedürfnis bei Jugendlichen im Alter unserer Kinder.

Zudem nutzen sie das Handy auch sehr gerne, um über YouTube oder Spotify Musik zu hören.

Ist mein Kind ein «Smombie»?

Es scheint, dass alle Jugendliche im Bus, auf der Strasse oder vor der Schule alleine oder in Gruppen rund um die Uhr auf das Handy starren.

Nicht jeder Jugendliche, der das Handy intensiv nutzt, ist jedoch gleich ein «Smombie». Also ein Smartphone-Zombie, der ohne Handy nicht mehr leben kann.

Die grosse Mehrheit der Kids hat, gemäss JAMES-Studie, ein gesundes Verhältnis dazu. Nur rund sieben Prozent der 15- bis 19-Jährigen weisen eine problematische Handynutzung auf.

Nicht jeder Handykonsum ist besorgniserregend

Die Dauer, die Jugendliche mit dem Handy verbringen, ist nicht alleine ausschlaggebend für eine mögliche Handysucht. Viel wichtiger ist, dass Kids nach wie vor reale Freundschaften pflegen und im Austausch mit ihrer Umwelt stehen.

Zwei Jungen an ihrem Smartphone.
Rita Angelone: «Nicht jeder Handykonsum ist besorgniserregend.» - pexels

Solange dies der Fall ist, ist ein erhöhter Handykonsum nicht besorgniserregend, sagen Experten. So treffen 70% der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche ihre Freunde und treiben ebenso oft Sport.

Das ist bei unseren Jungs, dem Himmel sei Dank, auch so.

Eltern-Tipps für eine angemessene Handynutzung

Eine kompetente und konsequente Begleitung in Sachen Handynutzung ist für uns Eltern alles andere als einfach. Doch es lohnt sich, dranzubleiben.

Nachfolgend ein paar bewährte Tipps für Eltern:

1. Wir Eltern sind die wichtigsten Vorbilder. Deshalb brauchen wir in erster Linie selber ein Bewusstsein für unseren eigenen Umgang mit dem Handy.

2. Um die Handynutzung unserer Kinder einzuschränken, definieren wir am besten mit ihnen zusammen Rituale und Regeln und sorgen dafür, dass diese konsequent eingehalten werden. Auch von unserer Seite.

3. Je mehr Alternativen unsere Kinder haben, desto weniger lang hängen sie am Handy. Als Eltern können wir bei der Freizeitgestaltung der Kinder für ein gutes Gleichgewicht zwischen Hobbys, Sport, gemeinsamen Familienaktivitäten und freier Zeit, die sie in ihren Zimmern verbringen, sorgen.

Drei Kinder sitzen auf dem Sofa und sind am Handy.
Je mehr Alternativen unsere Kinder haben, desto weniger hängen sie am Handy. - pexels

4. Um das Nutzungsverhalten im Auge zu behalten, helfen offene Gespräche sowie eine interessierte, aktive und wachsame Begleitung.

Mehr als nur ein Spielzeug mit Suchtpotenzial

Vor lauter Sorge dürfen wir eins nicht vergessen: Das Handy ist nicht nur des Teufels.

Smartphones erweisen sich, wie wir es bei unseren Jungs beobachten können, auch als tolle Tools, um Fotos, Videos und Musik zu machen. Nur logisch, dass die Kids, genauso wie Fotografen, Filmemacher, Musiker, Blogger und Influencer, diese dann via Instagram oder TikTok teilen oder auf YouTube uploaden möchten.

Sie möchten spannendes mit ihren Freunden teilen. Wer könnte dies nicht besser verstehen als eine Bloggerin wie ich?

Mit einem wachsamen Auge

Unseren Jungs hat die durch uns gelenkte und mit einem wachsamen Auge begleitete, aber doch tolerante Mediennutzung bisher weder geschadet, noch ein Ungleichgewicht zu anderen Aktivitäten geschaffen.

Sogar im Gegenteil. Die Mediennutzung hat ihren Horizont in mancher Hinsicht erweitert. Solange unsere Jungs Schule, Hobbies und Familienleben so gut schaukeln, besteht aus unserer Sicht kein Anlass dazu, die Handynutzung noch strenger zu regulieren.

Ganz abgesehen davon, dass wir Eltern dann selber auch über die Bücher müssten. Denn, Hand aufs Herz: Sind wir Eltern nicht auch ein wenig handysüchtig?

Welche Erfahrungen macht ihr mit der Handynutzung eurer Kinder?

***

Beitrag verfasst von Rita Angelone

Bloggerin Rita Angelone.
Bloggerin Rita Angelone. - zVg

«Mein Leben als Mutter von zwei Söhnen ist ein tägliches Abenteuer und stellt eine endlose Quelle an Geschichten und Erfahrungen dar. Auf meinem Blog dieangelones.ch berichte ich über unser Leben als Italo-Schweizer Familie in Zürich.»

Nau Familie

Im Rahmen der Serie Nau Familie teilen Blogger und Bloggerinnen ihre Erfahrungen, Tipps und Tricks als Eltern. Die Schreibenden sind Teil des Netzwerks Schweizer Familienblogs.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SmartphoneStudieWhatsappInstagramSpotifyYoutubeUmweltAugeMusikerMutter