Lebensmittel, die nach islamischen Glauben erlaubt sind («halal»), sind für die chinesische Regierung ein Zeichen von «religiösem Extremismus».
Ein uigurischer Chinese arbeitet in einer Metzgerei.
Ein uigurischer Chinese arbeitet in einer Metzgerei. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Chinas Politiker sehen in «halal» Lebensmittel eine extremistische Gefahr.
  • In Xinjiang starten sie eine Kampagne gegen die «Pan-Halalisierung».

Kommunistische Parteifunktionäre haben in Ürümqi in Nordwestchina eine Kampagne gegen Lebensmittel und Produkte begonnen, die von Muslimen als «halal» und damit als «erlaubt» eingestuft werden. Vorreiter ist die Staatsanwaltschaft der Hauptstadt der muslimisch geprägten Region Xinjiang, die in einer Mitteilung «entschlossen zum Kampf gegen die «Pan-Halalisierung»» aufruft.

Als «halal» bezeichnen Muslime alles, was ihnen der Koran erlaubt. Zum Beispiel ist Schweinefleisch nicht zulässig, aber auch Gelatine oder andere Lebensmittel nicht, die aus Schweinefleisch hergestellt werden. Selbst Zahnpasta kann als «halal» gelten. Auch müssen Tiere auf bestimmte Weise geschlachtet werden, um «erlaubt» zu sein.

Da alle Parteimitglieder und Beamten ohnehin nicht religiös seien, sei die Ernährung unproblematisch, befand die Staatsanwaltschaft von Ürümqi. Die Kantinen sollen «reformiert» werden, damit alle «die Küche der verschiedenen ethnischen Gruppen probieren können». In Chinas Staatsmedien stiess das Vorgehen heute Mittwoch auf Unterstützung. Indem vieles als «halal» eingestuft werde, falle man leicht «in den Morast des religiösen Extremismus», so die «Global Times».

Unterdrückung der Uiguren

Die Kampagne ist Teil der massiven Vorgehens der chinesischen Behörden in Xinjiang gegen die muslimische Minderheit der Uiguren. UN-Experten und Menschenrechtler beklagen Masseninhaftierungen. In Umerziehungslagern werden nach diesen Angaben Hunderttausende ohne Gerichtsverfahren festgehalten und indoktriniert, indem sie Lobeshymnen auf die Kommunistische Partei singen müssen.

Die Region gilt wegen der Spannungen zwischen dem Turkvolk und den Chinesen als Konfliktherd. Nach blutigen Unruhen 2009 und einer Reihe von Terroranschlägen greifen die Sicherheitskräfte hart durch. Die Uiguren beklagen politische und religiöse Unterdrückung, während ihnen die Chinesen Separatismus vorwerfen. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan China eingegliedert und zu einer autonomen Region der Volksrepublik gemacht.

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