Streit um 200 Jahre altes Kondom im Rijksmuseum
Das Rijksmuseum steht wegen eines pikanten Neuzugangs in der Kritik: Ein 200 Jahre altes Kondom mit erotischer Zeichnung sorgt für Proteste von Konservativen.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit Anfang Juni stellt das Rijksmuseum in Amsterdam ein ungewöhnliches Stück aus.
- Dabei handelt es sich um ein 200 Jahre altes Kondom mit erotischem Kunstaufdruck.
- Das löst Proteste der konservativen Stiftung Civitas Christiana aus.
Seit Anfang Juni ist ein Kondom Teil einer Ausstellung über Sexualität und Prostitution im 19. Jahrhundert im Rijksmuseum in Amsterdam. Es handelt sich dabei um ein seltenes Exemplar.
Es ist aus dem Blinddarm eines Schafes gefertigt. Zudem ist es mit einer Zeichnung einer Nonne mit entblösster Brust versehen, die breitbeinig vor drei erregten Geistlichen sitzt.
Konservative Stiftung kritisiert «Doppelmoral»
Genau diese Darstellung stösst insbesondere der konservativen Stiftung Civitas Christiana sauer auf, wie die Organisation laut «Nieuwsblad» erklärt. Am Mittwoch demonstrierte die Stiftung bereits zum zweiten Mal vor dem Rijksmuseum.

Sie fordern, das Kondom aus der Ausstellung zu nehmen. Sprecher Hugo Bos nennt das Objekt eine «grobe Beleidigung Gottes» und betont: «Wir werden nicht aufhören, bis das Rijksmuseum das Objekt entfernt.»
Thema hat Brisanz
Civitas Christiana prangert an, dass das Museum diese Abbildung als Kunst ausstellt. Laut Bos wurden solche Zeichnungen damals gezielt genutzt, um die katholische Kirche ins Lächerliche zu ziehen.

Bos verweist ausserdem auf die Brisanz des Themas: «Wenn man eine Karikatur von Mohammed ausstellen würde, wäre die Empörung riesig gewesen», so Bos im «Nieuwsblad».
Seit Wochen betreibt die Stiftung Online-Proteste, diese Woche demonstrierte sie erstmals auch direkt vor dem Museum. Weitere Aktionen sind angekündigt.
Museum verteidigt historischen Kontext
Das Rijksmuseum verteidigt die umstrittene Neuanschaffung. In einer Stellungnahme erklärt das Museum, dass das Verhütungsmittel aus dem 19. Jahrhundert in einen historischen Kontext eingebettet ist.
«Das Objekt zeigt, dass die Druckgrafik vielfältige Anwendungsmöglichkeiten hatte und bietet Einblicke in Sexualität und Prostitution im 19. Jahrhundert.»
Das Museum denkt also nicht daran, das Kondom aus der Ausstellung zu nehmen. Die Präsentation des umstrittenen Objekts ist noch bis November dieses Jahres zu sehen.