In Jerusalem haben erneut Demonstrationen gegen die aktuelle Regierung stattgefunden. Neuwahlen würden das Land im Moment nur lähmen, kontert Netanjahu.
Menschen protestieren gegen die Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu und fordern die Freilassung der Geiseln, die im Gazastreifen von der Hamas festgehalten werden, vor der Knesset, dem israelischen Parlament. Foto: Leo Correa/AP/dpa
Menschen protestieren gegen die Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu und fordern die Freilassung der Geiseln, die im Gazastreifen von der Hamas festgehalten werden, vor der Knesset, dem israelischen Parlament. Foto: Leo Correa/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Leo Correa

Zehntausende von Menschen haben am Sonntag in Israel den zweiten Tag in Folge gegen die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu demonstriert. Demonstranten und Demonstrantinnen forderten bei wütenden Protesten in der Nähe des Parlaments in Jerusalem einen Rücktritt der Regierung, eine Neuwahl sowie einen raschen Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas.

Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Netanjahu bei der Demonstration scharf. Der Regierungschef zerstöre Israels Beziehungen zu den USA und überlasse die Hamas-Geiseln ihrem Schicksal, sagte er unter anderem. «Alles für die Politik, nichts für das Land.»

Neuwahlen würden das Land lähmen

Netanjahu wies die Kritik an seiner Verhandlungsführung und die Forderungen nach einer Neuwahl entschieden zurück. «Die Rufe nach einer Wahl jetzt, auf dem Höhepunkt des Krieges, einen Moment vor dem Sieg, werden Israel für mindestens ein halbes Jahr lähmen, meiner Einschätzung nach sogar acht Monate», sagte er am Sonntag.

Eine Neuwahl würde ausserdem die Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge lähmen, sagte Netanjahu. Dies würde «ein Ende des Krieges herbeiführen, bevor die Ziele erreicht sind» und damit vor allem der Hamas in die Hände spielen. Er sei verpflichtet, alle Geiseln heimzuholen, betonte er. «Ich werde niemanden zurücklassen.»

Bei dem brutalen Terrorüberfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen aus dem Gazastreifen hatten Terroristen mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet verschleppt. Etwas mehr als 100 Geiseln waren im Rahmen eines Abkommens im November freigekommen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Hamas dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. Angehörige der Geiseln haben Netanjahu vorgeworfen, er habe kein echtes Interesse daran, ihre Freilassung zu erzielen.

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