Die Geschwindigkeit mancher Wirbelstürme ist laut Forschern über die bisher übliche Hurrikan-Skala hinausgewachsen. Sie schlagen eine sechste Kategorie vor.
Hurrikan Patricia
Hurrikan Patricia auf dem Weg zur Westküste Mexikos im Oktober 2015. (Archivbild) - Nasa/Noaa Goes Project/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Tropische Wirbelstürme erreichen längst eine Windstärke von über 86 Metern pro Sekunde.
  • Sie übersteigen die derzeit gültige Hurrikan-Windskala.
  • Diese umfasst Windgeschwindigkeiten bis zu 70 Metern pro Sekunde.
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Die Stärke tropischer Wirbelstürme in den vergangenen Jahren sprengt nach Ansicht von zwei Forschern die derzeit übliche Hurrikan-Windskala.

Bislang reicht diese bis zur Kategorie 5, die Wirbelstürme mit Windgeschwindigkeiten ab 70 Metern pro Sekunde umfasst. In den vergangenen Jahren hätten jedoch mehrere tropische Wirbelstürme eine Windstärke von über 86 Metern pro Sekunde gehabt. Was über 309,6 Kilometern pro Stunde entspricht. Das schreibt das Team in den «Proceedings» der US-nationalen Akademie der Wissenschaften («PNAS»).

Macht Ihnen der Klimawandel Sorgen?

Eine Analyse von Daten aus den Jahren 1980 bis 2021 ergab nach Angaben der Autoren: Fünf Stürme wären in die neue hypothetische Kategorie 6 eingestuft worden. Alle diese Stürme seien in den letzten neun Jahren der Datenreihe aufgetreten. Das schreiben Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Berkeley und James Kossin von der University of Wisconsin-Madison.

Ein Grund für die Steigerung sei der Klimawandel und der damit einhergehende Anstieg der Meerestemperaturen. Dieser liefere zusätzliche Wärmeenergie für die Hurrikans, die somit stärker werden könnten.

Risiko von starken Wirbelstürmen steigt

Der stärkste der fünf Wirbelstürme, Hurrikan «Patricia», trat 2015 im Ostpazifik auf und traf in Mexiko auf Land. Die übrigen vier waren Taifune, wie tropische Wirbeltürme in der Nordwestpazifik-Region genannt werden. Darunter war «Haiyan», der 2013 auf stark bevölkerte Inseln der Philippinen traf und die meisten Toten dieser fünf Wirbelstürme verursachte.

Das Risiko von Wirbelstürmen der hypothetischen Kategorie 6 steigt in der Region der Philippinen um 50 Prozent: wenn die globale Erwärmung 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Dies ergaben ältere Klimamodellierungen nach Auskunft der Forsche. Im Golf von Mexiko verdopple sich die Zahl dann sogar.

Das Team erläutert: In der Vergangenheit sei bereits vorgeschlagen worden, dass der besonders zerstörerische Tropenwirbelsturm «Haiyan» in eine Kategorie 6 aufgenommen werden sollte. «Aber ‹Haiyan› scheint kein Einzelfall zu sein.» Die Forscher plädieren für eine Änderung der derzeit üblichen Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala: mit einer Kategorie 5 für Spitzenwindgeschwindigkeiten von 70 bis 86 Metern pro Sekunde und einer zusätzlichen Kategorie 6 darüber.

Neue Skala als wichtiges Kriterium für Warnung

Die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Hurrikans wurden in den USA durch Sturmfluten an der Küste verursacht (49 Prozent). Dies hatte eine frühere Studie ergeben. Darauf folgen Überschwemmungen durch Starkregen (27 Prozent), Todesfälle direkt durch Wind (8 Prozent) und verschiedene weitere Ursachen.

Für viele Faktoren der Zerstörung sei die windbasierte Skala zwar nur am Rande relevant, schreiben die Forscher. Dennoch bleibe sie ein wichtiges Kriterium für die Risikowarnung. Das Hinzufügen einer 6. Kategorie zur Hurrikan-Windskala könne zudem das Bewusstsein für die Gefahren des Risikos grösserer Wirbelstürme aufgrund der globalen Erwärmung sensibilisieren.

Die Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala wurde in den frühen 1970er-Jahren in den USA eingeführt. Seit 2010 werden die Winde in zehn Metern Höhe gemessen. Während Wirbelstürme sehr langsam ziehen, sind ihre rotierenden Winde sehr schnell.

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