Die USA wollen ihre Truppen aus Syrien abziehen. Doch was bedeutet das für das Bürgerkriegsland?
Amerikanische Soldaten in einem Flugzeug.
Der Abzug der US-Truppen löste in Syrien viele Reaktionen aus. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ankündigung der USA, sich aus Syrien zurückzuziehen, hat viele Reaktionen provoziert.
  • Grosser Verlierer dürften wohl die Kurden sein, gegen die Erdogan vorgehen will.

Donald Trumps Entscheidung, die US-Truppen aus dem Bürgerkriegsland Syrien zurückzuziehen, hat in der Region viele Reaktionen ‎ausgelöst: Freude, Ängste und Sorgen. Vor allem aber auch: Unsicherheit.‎

Bislang ist unklar, wann genau die US-Soldaten Syrien verlassen werden. Während Trump weiterhin daran festhält, der Abzug solle «schnell» erfolgen, scheinen andere Beteiligte in Washington auf die Bremse zu treten. John Bolton will den Abzug so umgesetzt sehen, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS)  «geschlagen ist und sich nicht wieder erholen kann». Das spricht dafür, dass es sich eher um Monate als um Wochen handeln dürfte.‎

YPG ist grosser Verlierer

Doch ein Ende des ‎US-Engagements mit Bodentruppen in Syrien liesse eine neue Dynamik entstehen, die ‎Verbündete der Amerikaner unter massiven Druck setzen, zugleich aber erklärten Feinden helfen würde.

Vor allem die Kurden im Norden und Osten des Landes wären der grosse Verlierer. Die Kurdenmiliz ‎YPG dient Washington in Syrien bisher als wichtigster Partner im Kampf gegen den IS. Mittlerweile kontrollieren die Kurden rund ein Drittel des Landes, darunter ‎Syriens wichtigste Ölvorräte im Osten des Landes. Im Norden Syriens haben sie eine ‎Selbstverwaltung errichtet.

Doch die YPG pflegt enge Beziehungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, weshalb der türkische Präsident Recep ‎Tayyip Erdogan fest entschlossen ist, eine weitere Militäroperation gegen die Miliz zu beginnen. Sie dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Hilfe von Assad

Auf sich allein gestellt ständen die Chancen der kurdischen Truppen im Kampf gegen die türkische ‎Armee schlecht. Schon vor fast einem Jahr mussten sie einer Offensive Ankaras auf die kurdische ‎Hochburg Afrin im Nordwesten Syriens weichen und sich zurückziehen. Damit sich ein solches Szenario nicht wiederholt, will Bolton von der Türkei Garantien für die Kurden verlangen.

Damit den Kurden ein ähnliches Schicksal wie in Afrin erspart bleibt, haben sie ihre Kontakte zur Regierung in ‎Damaskus verstärkt. Über ‎Jahrzehnte haben Syriens Machthaber die kurdische Minderheit diskriminiert. Doch aus ‎Mangel an anderen Partnern bleibt den Kurden kaum eine Wahl. Vor kurzem rückten bereits syrische ‎Regierungstruppen in die von Kurden kontrollierte Stadt Manbidsch in Nordsyrien ein.‎

Der syrische Präsident Baschar al-Assad kann so seinen Einfluss im Land ausbauen. Und noch eine andere Konfliktpartei dürfte von einem US-Abzug profitieren: der ‎schiitische Iran, den Trump eigentlich zur grössten Bedrohung in der Region erklärt hat.‎

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