Das Hilfswerk UNRWA stellt seine Dienste in Rafah ein und wechselt nach Chan Junis. Grund dafür ist das Vorrücken israelischer Truppen.
UNRWA
Palästinenser haben in einer zerstörten Einrichtung des UNRWA Schutz gesucht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das UNRWA zieht sich wegen der Sicherheitslage und Lieferengpässen aus Rafah zurück.
  • Die Dienste werden nun in Chan Junis angeboten.
  • Grund für den Wechsel ist das umstrittene Vorrücken israelischer Truppen in Rafah.
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Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA hat nach dem Einrücken der israelischen Armee in Rafah im südlichen Gazastreifen seine Arbeit dort ausgesetzt. «UNRWA musste in Rafah Gesundheitsdienste und andere wichtige Dienste einstellen», schrieb UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Samstagabend auf der Plattform X. Das Hilfswerk arbeite nun von der Stadt Chan Junis nördlich von Rafah sowie vom zentralen Gazastreifen aus. «In Chan Junis haben wir den Betrieb trotz Schäden an all unseren Einrichtungen wieder aufgenommen.»

Ein Sprecher der Organisation bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Samstagabend, dass die UNRWA-Mitarbeiter Rafah verlassen hätten und stattdessen ihre Tätigkeit in Chan Junis fortsetzten.

Lazzarini
Der Schweizer Philippe Lazzarini ist Chef des UN-Palästinenser-Hilfswerks UNRWA. - keystone

In Chan Junis im Süden des Küstengebiets sowie im zentralen Gazastreifen hielten sich derzeit 1,7 Millionen Menschen auf, teilte der UNRWA-Chef weiter mit. Das Hilfswerk begann nach dem Abzug der israelischen Armee im April damit, seine Arbeit in Chan Junis schrittweise wieder aufzunehmen. Nun stellt UNRWA vor allem dort Dienste bereit. Zuvor hatte der Schwerpunkt der Arbeit der Organisation in Rafah gelegen. Dort stehen Lazzarini zufolge inzwischen alle 36 Unterkünfte des Hilfswerks leer.

UNRWA: Eine Million Menschen binnen drei Wochen aus Rafah geflohen

Israels Armee setzt eigenen Angaben nach in Rafah derzeit ihre Einsätze fort, um dort die Hamas zu bekämpfen. International steht das Vorgehen vor allem in dem Ort nahe der Grenze zu Ägypten in der Kritik, auch weil dort etliche Menschen vor dem Krieg Schutz suchten. Das UNRWA hatte bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, dass binnen drei Wochen rund eine Million Menschen aus Rafah geflüchtet seien. Das UN-Hilfswerk hatte zuvor auch seine Lebensmittelverteilung in Rafah ausgesetzt. Als Begründung nannte die UN-Einrichtung Lieferengpässe und die Sicherheitslage.

Nach Angaben des UNRWA vom Samstag leben in dem Ort Dschabalia im Gazastreifen mittlerweile Tausende Vertrieben inmitten von Trümmern und in zerstörten Einrichtungen des Hilfswerks. Die israelische Armee hatte sich kürzlich aus dem Ort im Norden des Gazastreifens zurückgezogen. Das Flüchtlingsviertel, in dem in den vergangenen Wochen heftige Kämpfe tobten, gilt als wichtiger Stützpunkt der Islamistenorganisation Hamas.

UNRWA war im Januar in die Schlagzeilen geraten, weil Israel behauptete, zwölf Mitarbeiter seien in das Massaker der Hamas vom 7. Oktober verwickelt gewesen und die Organisation als Ganzes sei von der Hamas unterwandert.

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